Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Er bleibt dort einen Augenblick stehen, bis lautlose Stille herrscht, dann hält er in fließendem Englisch eine Rede. "Ihr Jungen habt euch gut gehalten und nicht durch unnötige Aufregung unseren Plan gestört. Zum Dank dafür bekommt jeder von euch sofort eine Kiste Apfelsinen und als Nachtisch zum Mittagessen eine halbe Apfeltorte. Auch sonst steht euch alles zur Verfügung, was der Koch in seiner Kombüse hat. Ihr könnt an eure Eltern telegraphieren, wenn ihr sie um eine Beschleunigung der Überweisung eines kleinen Lösegeldes bitten wollt. Eure Heimleiter dürft ihr darum nicht befragen. Sie sind im Zwischendeck in Haft gesetzt." Er verbeugt sich und geht wieder hinaus. Die Jungen sind jetzt allein im Speiseraum. Wang flüstert Tom zu: "Die haben gar nicht gemerkt, daß wir nicht zu der Schule gehören." Der Sprecher der 6. Klasse nimmt das Wort: "Was sollen wir tun?" Smith aus der 5. und der dicke Jonny aus der 6. Klasse schlagen vor, ein Telegramm an die Handelskammer in Hongkong zu richten, weil die meisten Väter ihr angehören.

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Black, der Kapitän der Fußballmannschaft, aber spricht gegen jedes Telegraphieren und erntet starken Beifall. Sie gehen auseinander mit dem Beschluß, daß jeder einzelne tun soll, was er für richtig hält. Indessen ist der Anker der "Suiwo" in die Tiefe gerasselt. In einer Felsenbucht, die von unbewohnten grünen Berginseln gegen die See geschlossen ist, liegt das Schiff still. Die Feuer unterm Kessel sind erloschen. Keine Rauchfahne soll das Schiff verraten. Es ist unerträglich heiß an Deck, aber noch heißer in den Kabinen. Mit Tropenhelmen und Sonnenbrillen angetan, machen die Jungen es sich in den Deckliegestühlen so angenehm wie möglich. Wang und Tom beobachten genau, ob einer der Jungen sich an den Tufei wendet, der ihnen die Rede gehalten hat. Er geht jetzt ab und zu über das Deck, scheinbar ganz uninteressiert. Keiner der Jungen meldet sich. Die meisten lesen die Reisebücher, die sie sich für Regentage in Japan mitgenommen haben. Der Tag schleicht entsetzlich langsam dahin. Zum Mittagessen gehen einige überhaupt nicht in den Speiseraum. Sie haben zu viele Apfelsinen gegessen. Mit der halben Apfeltorte wird nur Jonny ganz fertig. Nach Mittag ist die schwüle Hitze unter und über den eisernen Deckplatten unvorstellbar.

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Niemand hat den Jungen Ruhe geboten, aber sie sind so still geworden wie die Natur rundum. Über den Gräsern und dem Bambusdickicht auf den Berghängen flimmert die Luft. Das Schiff dreht sich mit dem Gezeitenstrom allmählich um den Anker, und der Schatten der Sonnensegel rückt langsam wie der Schatten einer Sonnenuhr weiter vor. Spätnachmittags hat Wang eine Idee. Er leiht von dem Quartiermeister für sich und Tom je eine Hängematte aus. Die hängen sie so auf, daß sie bei jeder Drehung des Schiffes etwas von dem abendlichen Seewind abbekommen. In den Hängematten wollen sie die Nacht verbringen. Ein Teil der Jungen macht ihnen das nach. Beim Abendessen kommt der Tufeisprecher wieder in den Speiseraum und fragt, ob sich jemand zum Telegraphieren entschlossen habe. Keiner meldet sich. Danach liegen sie wieder alle in den Hängematten und den Liegestühlen. In die Abendbrise mischt sich das ferne Zirpen von Millionen Grillen. Auch einzelne Moskitos tauchen auf. Die Jungen horchen auf ein leises Rollen fernen Donners. "Hoffentlich kommt kein Unwetter!" Das würde sie in die heißen Kabinen treiben und doch keine richtige Abkühlung bringen. Plötzlich hat Billy einen anderen Ton entdeckt: "Ein Flugzeug?" Eine Maschine der RAF, ausgesandt, sie zu suchen? Das Motorengesumm kommt näher. Eine Maschine zieht zwei Schleifen um die "Suiwo". Alle Jungen stehen an der Reling und recken die Hälse. "Wollen wir alle fünfzig schreien und winken?" fragt Jonny. Aber plötzlich sind fast ebenso viele mit Flinten und Maschinenpistolen bewaffnete Tufeis zwischen ihnen. - Die Maschine braust wieder davon. Jetzt wispern die Jungen wie die Grillen:

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