Neuseeland

Reiseberichte Neuseeland

Aus dem Sanella-Album Neuseeland

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"Tasman entdeckte auf seiner Fahrt nicht nur Tasmanien, sondern auch noch Neuseeland, die Fidschi= und Tongainseln und die Durchfahrt vom Indischen Ozean in die Südsee. Als er nach Batavia - das heute Djakarta heißt -' zurückkam, erhielt er erst einmal einen Rüffel, weil er nicht auch noch nach Chile gesegelt war und dann - zwei Monatsgehälter als Anerkennung für seine Entdeckungen. Ja - die Holländer waren schon immer gute Kaufleute!"

Im Land der kochenden Seen

Klaus und ich sind schon wieder beim Plänemachen. Wir haben noch gut sechs Wochen Zeit. Und Geld ist auch da. Wir sind bei unserer Reise viel billiger davongekommen, als wir erwarteten. Vaters Liste mit den Bekannten in Darwin, Townsville, Sydney und vielen anderen Orten hat uns eine ganze Menge Geld erspart! Und nun überlegen wir: Sollen wir nach Green Gate zurückfliegen, oder sollen wir die Gelegenheit beim Schopf packen und noch einen Abstecher nach Neuseeland machen? Vater Raleigh macht ein bedenkliches Gesicht. "Wenn ihr von Hobart nach Neuseeland fliegen wollt, dann müßt ihr erst zurück nach Sydney. Direkter Flugverkehr besteht nicht.

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Ich will mal mit der Flughafenleitung sprechen." Während des Telefongesprächs hellt sich sein Gesicht auf. Er nickt ein paarmal. Wir hören "8 Uhr morgens" und "Versicherung" und "rechtzeitig am Flugplatz sein". "Wenn ihr wollt, könnt ihr übermorgen früh mit einem Privatflugzeug einer neuseeländischen Konservenfabrik von Hobart nach Wellington fliegen. Da fliegt ihr sogar umsonst; nur die Versicherung müßt ihr selbst bezahlen. Was wollt ihr noch mehr?" Das gibt den Ausschlag. Wenn wir nach Neuseeland hinkommen, werden wir auch zurückkommen. Außerdem wohnt in Wellington Freddy, unser Boy=Scout=Freund aus Perth; der wird schon helfen, wenn uns das Geld ausgeht! - Das Wetter ist herrlich! Unter uns liegt tiefblau der Stille Ozean. Winzig klein zieht ein Dampfer seine Bahn durch die unendliche Weite des Meeres. Der weiße Streifen des Kielwassers leuchtet herauf. - Später tauchen dicke graue Wolkenbänke vor unserem Flugzeug auf, erst vereinzelt, dann immer dichter. Jedesmal, wenn wir in eine Wolke hineinfliegen, geht ein Beben durch die Maschine, und Regentropfen rutschen am Fenster entlang. Als die Wolken wieder einmal aufreißen, sehen wir tief unten Land liegen - eine felsige Küste mit schäumender Brandung. "Wir überfliegen jetzt die nördliche Spitze der Südinsel Neuseelands", erklärt uns ein freundlicher Herr von der Konservenfirma, der uns gerade eine Tasse Tee gebracht hat. Klaus und ich hocken vor dem Fenster und starren in die Tiefe. "Dort unten, aber noch weiter nach Norden zu, liegt das Cap. Farewell und die Golden Bay", sagt der Konservenmann und wischt mit einer Serviette die beschlagene Scheibe ab. "Kennt ihr die Geschichte der Golden Bay?" Wir schütteln die Köpfe. "In dieser Bucht landete Tasman am 18. September 1642, um das Land, das auf keiner Karte verzeichnet war, kennenzulernen und um frisches Wasser an Bord zu nehmen. Die Anker rasselten hinunter. Die Matrosen hingen neugierig über der Reling und spähten zum Strand hinüber, hinter dem sich dichter Wald erhob. Da stießen plötzlich zwei Boote vom Land ab, in denen ein paar wild aussehende Eingeborene hockten. Sie näherten sich langsam den beiden Schiffen Tasmans. Dann hielten sie an. Aus sicherer Entfernung beobachteten sie aufmerksam und mißtrauisch die großen fremden Segler und die weißen Männer mit den blonden Barten. Sie antworteten nicht, als Tasman sie freundlich aufforderte, an Bord zu kommen, sondern ruderten hastig zum Ufer zurück. Tasman wartete. Am nächsten Tag wiederholte sich das gleiche. Wieder kamen die Eingeborenen heran und schauten schweigend auf die Schiffe der Weißen. Plötzlich schossen hinter einer Landzunge einige mit bewaffneten Kriegern besetzte Kanus hervor und glitten in schneller Fahrt auf die beiden vor Anker liegenden Schiffe zu.

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Australien Neuseeland

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Um die Besatzung seines zweiten Schiffes vorsichtshalber zu verstärken, ließ Tasman ein Boot mit sieben Mann zu Wasser. Kaum hatten die Eingeborenen das kleine Boot bemerkt, da änderten sie ihren Kurs und paddelten winkend und laut schreiend auf die Weißen zu. Das waren alte erfahrene Seeleute, die sich an allen möglichen Küsten herumgetrieben und viele Völkerstämme kennengelernt hatten. Ruhig ließen sie daher die Boote mit den über und über tätowierten Eingeborenen herankommen. Aber sie hatten sich getäuscht, denn sie kannten die Maoris nicht. Und die waren ein kriegerisches Volk, das sich auf die Härte seiner Keulen und die Schärfe seiner Speere mehr verließ, als auf Verhandlungen. Wütend schlugen sie mit Keulen und Rudern auf die überrumpelten Matrosen ein. Erst als diese sich erbittert mit Messern und Fäusten zur Wehr setzten, ließen sie von dem Boot ab und ruderten zum Land zurück. Aber vier Weiße waren tot. Tasman ließ die Anker hochholen. Er kannte nicht die Stärke der Eingeborenen und wollte nicht das Leben seiner Leute unnötig aufs Spiel setzen. Wie richtig dieser Entschluß gewesen war, zeigte sich, als die beiden Schiffe langsam und schwerfällig aus der Bucht herauskreuzten.

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Denn wie aus heiterem Himmel tauchten plötzlich über 20 Kriegskanus auf und kamen in rascher Fahrt auf die beiden holländischen Segler zu. Es waren große, reichverzierte Boote, jedes etwa mit 25 Maoris besetzt. Vorn im Boot stand ein Krieger und schwang mit wilden Grimassen seinen Speer. Ein paar Minuten später landen wir auf dem Rollfeld von Wellington. Ob Freddy uns abholt? Wir haben ihm von Hobart aus ein Telegramm geschickt. - Als wir uns durch die Menge drängen, die vor der Sperre wartet, sehen wir ihn schon winken. "Ich glaube, wir halten uns nicht lange in Wellington auf", meint Freddy, als er uns nach der Begrüßung mit seinem Wagen in die Stadt fährt. "Ich habe mir 14 Tage freigenommen, und da wollte ich euch eigentlich unseren ,Hexenkessel' zeigen. Wollen wir morgen früh fahren?" Natürlich wollen wir! - Am Nachmittag schauen wir uns Wellington, die Hauptstadt Neuseelands, an. Mit der Zahnradbahn fahren wir nach Kelburn, einem hochgelegenen Ortsteil, hinauf. Einen herrlichen Rundblick hat man von hier oben auf den Hafen und die Stadt.

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Bild 68

Kampf zwischen Tasmans Matrosen und den Maoris

Als Abel Tasman 1642 die Südinsel Neuseelands entdeckte, gab es Streitigkeiten mit den Eingeborenen. Die Maoris waren ein kriegerisches- 'Volk, das sich auf die Härte seiner Keulen und die Schärfe seiner Speere mehr verließ als auf Verhandlungen. Vier Matrosen mußten im Kampf ihr Leben lassen.

 Kampf zwischen Tasmans Matrosen und den Maoris

Die ersten Begegnungen zwischen Europäern und Maoris ,den Eingeborenen Neuseelands, verliefen für beide Teile wenig glücklich. Die Maoris waren ein stolzes und kriegerisches Volk, das sich gegen die weißen Eindringlinge erbittert zur Wehr setzte.

Bild 69

Kriegskanus der Maoris

Wie aus heiterem Himmel tauchten plötzlich über 20 Kriegskanus auf und kamen in rascher Fahrt auf die beiden holländischen Segler zu. Es waren große, reichverzierte Boote, jedes mit etwa 25 Maoris besetzt. Als der Abstand zwischen den Schiffen Tasmans und den Kanus immer kleiner wurde, ließ Tasman kurz entschlossen die "Heemskerk" beidrehen und eine volle Breitseite auf die Boote der Eingeborenen abfeuern.

Kriegskanus der Maoris

Die Maoris gehören der polynesischen Rasse an. Die Polynesier waren schon immer ausgezeichnete Seefahrer, die in offenen Booten Tausende von Meilen kreuz und quer durch den Stillen Ozean segelten. Besondere Sorgfalt legten sie auf die Ausgestaltung ihrer Boote, vor allem der Kriegskanus, die mit reichen, kunstvollen Schnitzereien verziert waren.

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Als wir am Abend mit einem Motorboot durch die große Hafenbucht kreuzen, deutet Freddy am Hafeneingang auf eine flache Felsterrasse. "Die hat es vor 100 Jahren hier noch nicht gegeben. 1855 wurde die Küste von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Eine riesige Flutwelle wälzte sich plötzlich, von der Cookstraße kommend, in den Hafen. Der Boden zitterte und dröhnte, und dann - hob er sich. In der Stadt selbst nur um etwa zwei Fuß, hier unmittelbar an der Küste aber um fast drei Meter. Weiter im Norden, im Awateretal, klafften meilenlange Risse im Boden. Die Menschen glaubten, die Welt würde untergehen! Viele der weißen Siedler hatten noch nie ein Erdbeben erlebt. Anscheinend hatte ein Vulkanausbruch auf dem Meeresgrund die Katastrophe ausgelöst, denn noch tagelang trieben tote Fische auf dem Wasser. Genaue Messungen, die man später anstellte, ergaben, daß sich tief unten vor der Hafeneinfahrt ein großer Krater befindet." Freddy lacht, als wir uns ein wenig mißtrauisch nach der Küste umsehen: "Keine Angst! Seit Jahrzehnten haben wir hier in dieser Ecke keine größeren Erdbeben gehabt. Warum sollte gerade heute wieder eins kommen?"

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Mitten drin im Hexenkessel

Zwei Tage sind wir jetzt unterwegs. Wo es uns gefiel, haben wir angehalten und unsere Zelte aufgeschlagen. Ich bin überrascht, wie viele kleine Farmen rechts und links von der Straße liegen. Kühe und Schafe weiden überall, obwohl es jetzt Winter ist. Aber es ist gar nicht kalt, und die Weiden sind prächtig grün. Als Insel hat Neuseeland ein sehr mildes Klima, und außerdem liegt es auf derselben Breite im Süden wie Spanien auf der nördlichen Halbkugel. Allerdings regnet es ein bißchen viel. In den Flußtälern sind große Weideflächen überschwemmt. Heute morgen halfen wir einem Mann, dessen Schafe bis zum Bauch im Wasser standen, die Tiere auf einen trocknen Grasstreifen zu treiben. "Die Wiesen sind unser wichtigstes Kapital hier in Neuseeland. Aber sie dürfen natürlich nicht unter Wasser stehen!", lacht er.. "Doch der Winter dauert ja keine Ewigkeit!" Jetzt im Augenblick ist es trocken. Dichter, saftiggrüner Wald umgibt uns, unterbrochen von kleinen, schnellfließenden Flüssen und tiefeingeschnittenen Tälern. "So viele Wasserfälle, Stromschnellen und Farnkräuter habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!" staunt Klaus.

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Als die Straße eine weite Hochfläche erreicht, tauchen am Horizont einige schneebedeckte Berggipfel auf. "Das ist der Ruapehu. Mit rund 2800 Metern ist er der höchste Berg der Nordinsel", erklärt Freddy. "Er ist ein Vulkan, hat sich aber schon seit ein paar hundert Jahren nicht mehr gerührt. Das will zwar nicht viel heißen. Denn auch der Tarawera, weiter im Norden, galt bis 1886 als erloschener Vulkan. Dann eines Morgens gab es einen Heidenkrach, und der ganze Berg flog auseinander

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Häufig überschwemmen die Weiden

Im Winter regnet es viel in Neuseeland. In den Flußtälern sind große Weideflächen überschwemmt. Heute morgen halfen wir einem Mann, dessen Schafe bis zum Bauch im Wasser standen, die Tiere auf einen trockenen Grasstreifen zu treiben. "Gott sei Dank dauert der Winter keine Ewigkeit", lacht er, als wir es glücklich geschafft haben.

Häufig überschwemmen die Weiden

Neben Australien und Argentinien steht Neu* Seeland an dritter Stelle der wollproduzierenden Länder. Heute hat Neuseeland einen Schafbestand von rund 34 Millionen Tieren, die jährlich etwa 1770000 Doppelzentner Wolle liefern. Deutschland ist der viertgrößte Abnehmer der neuseeländischen Wolle.

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Doch das sollt ihr euch später an Ort und Stelle ansehen!" "Da kommt aber doch Rauch aus dem Berg heraus!" meint Klaus zweifelnd und schaut mich etwas unbehaglich an. "Das ist der Ngauruhoe. Der liegt gleich hinter dem Ruapehu und befindet sich noch bei bester Gesundheit. Gelegentlich wirft er mit viel Getöse und Dampf Schlacken, Steinbrocken und Lava aus. Eigentlich wollte ich euch den Krater zeigen; aber ich fürchte, man wird uns jetzt nicht hinauflassen. Die Aschenwolke wird übrigens immer größer!" Freddy hat recht. Der helle Dampfpilz, der über dem Krater steht, wächst höher und höher und wird allmählich grau, dunkelgrau. In der Luft - oder ist es in der Erde? -liegt ein dumpfes Grollen. "Die Farmer, die in der Nähe des Berges ihr Land haben, sind übrigens gar nicht böse, wenn es gelegentlich Asche regnet - gerade jetzt im Winter -, denn das düngt den Boden und kostet nichts!" erzählt Freddy und drückt auf den Starter. Aber der Motor springt nicht an. Freddy versucht es noch einmal. Nichts zu machen. Also 'raus und nachsehen. Nach zwei Stunden ist der Schaden behoben - die Benzinpumpe war verstopft. Wir alle sehen aus wie Autoschlosser. "Eigentlich müßten wir den Wagen einmal neu abschmieren", lacht Klaus. "Denn das meiste Öl haben wir jetzt im Gesicht und an den Händen sitzen!" "Das werden wir gleich haben", sagt Freddy geheimnisvoll. In schneller Fahrt geht es weiter nach Norden, vorbei an einer Kette von Vulkanen, die aber - mit Beruhigung stelle ich das fest - nicht gerade die Äcker düngen. Und dann liegt auf einmal ein riesiger, leuchtend blauer See, eingefaßt von Bergen und Felsterrassen, vor uns!

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Es ist der Tauposee, 626 Quadratkilometer groß. "Dann ist er ja größer als unser Bodensee in Deutschland!" stellt Klaus fest. "Und da kann man ja schon nicht von einem Ufer zum anderen gucken!" Aber Freddy hat es eilig, weiterzukommen. "Wartet nur, gleich werdet ihr staunen!" spannt er uns auf die Folter. Mir wird schon wieder etwas ungemütlich. Denn überall, rechts und links zwischen den Felsen und Farnbüscheln, steigen weiße Dampfwolken auf, und es zischt, als wäre irgendwo ein Heizungsrohr geplatzt. Der Wagen hält. Freddy führt uns zwischen zerklüfteten Felsen einen Weg hinauf. An einem Felsbecken, in dem das Wasser dampft und brodelt, hält er an.

Badewannen und Brandblasen

"So, jetzt können wir uns den Dreck abwaschen!" grinst er. "Fließend heißes Wasser mit Badewanne - was wollt ihr mehr?" Klaus ist schon dabei, Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Aber Freddy warnt: "Hier nicht. Hier hat das Wasser eine Temperatur von 96 Grad. Aber aus diesem Becken fließt das Wasser nach unten in viele kleine Felslöcher, und je tiefer man kommt, um so kälter wird es." Ein paar Minuten später sitzen wir alle drei in einer mollig warmen Felsbadewanne und schrubben uns die Spuren der Autoreparatur von der Haut. Dann laufen wir hinunter zum See - Kopfsprung. Donnerwetter, ist das kalt!

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Ausbruch des Ngauruhoe

Der feuerspeiende Berg vor uns ist der Ngauruhoe. Er liegt gleich hinter dem Ruapehu. Eigentlich wollten wir bis zum Krater hinauf, aber wir wagen es dann doch nicht, denn die Aschenwolke über dem Vulkan wird größer. Der Dampfpilz wächst höher und höher und wird allmählich dunkelgrau. In der Luft liegt ein dumpfes Grollen.

Ausbruch des Ngauruhoe

Die Vulkane oder feuerspeienden Berge sind Öffnungen der Erdoberfläche, durch die von Zeit zu Zeit feste, flüssige oder gasförmige Stoffe aus dem Erdinnern ausgestoßen werden. Die Verteilung der Vulkane über die Erde ist sehr ungleich. Von den 448 tätigen Vulkanen liegen über 200 in unmittelbarer Nähe des Äquators und 352 an den Randgebieten des Stillen Ozeans.

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"Kommt hierher!" ruft Freddy, der 30 Meter entfernt schwimmt. Klaus ist als erster bei ihm und macht ein ziemlich verdutztes Gesicht. Und nun spüre ich es auch! Aus der Tiefe sprudelt es warm herauf, und jetzt wird es mir sogar ein bißchen zu warm! Eine tolle Gegend hier - sogar im See gibt es heiße Quellen! Wir fahren weiter, am Ufer des Waikato entlang. Häufig müssen wir den Fluß verlassen, weil die Straße einen Bogen macht. Es wird Zeit, einen Lagerplatz zu suchen, denn langsam setzt die Dämmerung ein. Freddy verläßt die Straße und biegt in einen farnüberwucherten Weg ein. Rechts und links liegen zerklüftete Felsen, zwischen denen es plätschert, gurgelt, zischt und dampft. Hoffentlich kommt Freddy nicht auf die Idee, hier zu zelten. Doch - er kommt! Dicht vor einer 12 oder 15 Meter hochschießenden Dampffontäne hält er an. Auf einer Anhöhe, zwischen zwei niedrigen Farnbäumen, schlagen wir das Zelt auf. Dann schälen wir Kartoffeln. Freddy stellt den Topf einfach in ein Felsloch, in dem sich das kochend heiße Wasser des Geisers, so nennt man diese heißen Spring quellen, sammelt. Der hohe Wasserstrahl ist übrigens verschwunden, aber das heiße Wasser in dem kleinen runden Krater wallt und brodelt unruhig.

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"Es gibt Geisers, die stoßen ununterbrochen Wasser= oder Schlammsäulen aus, und andere, die legen Ruhepausen zwischen den Auswürfen ein", klärt Freddy uns auf. "Wollen mal sehen, wann unser Nachbar sich wieder rührt!" Nach dem Essen - die Kartoffeln sind in Rekordzeit gar geworden! - streifen wir durch die Umgebung des Lagers. "Paßt auf!" warnt Freddy. "Hier kann jeder Schritt gefährlich sein. Bleibt in jedem Fall auf festem Boden!" Klaus hat sich etwas von uns entfernt - er mußte wohl mal für ein paar Minuten allein sein. Plötzlich ruft er gellend unsere Namen. Über die Felsbrocken und Farnbüschel hinweg jagen wir zu ihm. Aber er hat sich schon selbst geholfen. Er sitzt auf einer Steinplatte und versucht, sich die Stiefelbänder aufzuknoten. Seine Hände zittern. Aus einem Erdloch, dicht neben ihm, steigt gelber, stinkender Dampf. "Es ging alles rasend schnell!" stößt er hervor. "Ich wollte hier hinübergehen, da merkte ich plötzlich, daß der Boden nachgab und warm wurde. Bevor ich zurückspringen konnte, war ich schon mit einem Bein eingebrochen. Und jetzt habe ich mir anscheinend meinen Fuß in dem heißen Schlammloch ganz hübsch verbrannt!" Wir nehmen Klaus zwischen uns und bringen ihn zum Zelt. Aber es ist noch einmal glimpflich abgegangen. Der feste Schuh hat die stärkste Hitze abgehalten. Nur Schienbein und Wade sind von Brandblasen bedeckt. Vorsichtig betupfen wir das Bein mit Öl. Als wir spät am Abend noch vor dem Zelteingang sitzen und unsere zischende und dampfende Umgebung beobachten, tauchen plötzlich zwei Maoris zwischen den Felsen auf. "Tena ra ko koe!" sagen sie und heben grüßend die Hände. Freddy gibt den Gruß zurück und lädt die beiden ein, eine Pfeife Tabak mit uns zu rauchen.

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Unsere Felsbadewanne

Fließendes heißes Wasser mit Badewanne, was wollen wir noch mehr. Ein paar Minuten später sitzen wir in einer mollig warmen Felsbadewanne und schrubben uns die Spuren der Autoreparatur von der Haut. Dann laufen wir hinunter zum See - Kopfsprung. Donnerwetter, das ist aber kalt!

Unsere Felsbadewanne

In vulkanischen Gebieten sind heiße Quellen häufig. Da das Wasser oft heilkräftige Mineralien enthält, nutzt man die Kochbrunnen und Thermen auch für medizinische Zwecke. Übrigens gibt es auch in Deutschland eine Reihe heißer Quellen, z. B. in Burtscheid (78°), Karlsbad (740), Gastein (72°), Wiesbaden (69°), Baden-Baden (67°).

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Dicht vor einem Geiser, der eine Dampffontäne zischend in die Höhe jagt, schlagen wir unser Lager auf. Es gibt Springquellen, die ununterbrochen Wasser- oder Schlammsäulen ausstoßen und andere, die "Ruhepausen" zwischen den Auswürfen einlegen.

Geiser

Ein Geiser ist eine heiße Quelle, die in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen ihr Wasser springbrunnenartig in die Luft schleudert. Früher gab es auch auf der Südinsel Neu* Seelands Geiser. Aber seit dem Ausbruch des Tarawera 1886 - dieser Vulkan liegt auf der Nordinsel - sind diese Springquellen verschwunden.

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Es sind schlanke, muskulöse Männer mit hellbrauner Haut und glattem, schwarzem Haar. Als der Ältere, dessen Kinn kunstvoll tätowiert ist, hört, daß Klaus aus Deutschland kommt, hellt sich sein Gesicht auf. Er faßt ihn an den Schultern und reibt andächtig seine Nase an Klaus' Nase. Klaus ist etwas verlegen und weiß nicht recht, was er tun soll. Aber Freddy sagt lachend: "Keine Angst! Unser Freund will dir nicht die Nase abbeißen, sondern dich nur besonders herzlich begrüßen. Das Aneinanderreiben der Nasen ist der alte Maorigruß. Anscheinend hast du einen Stein im Brett bei ihm, denn ein Europäer wird nur ganz selten so begrüßt!" Die Eingeborenen kannten-bevor sie mit den Weißen in Berührung kamen - keine Schrift. Die wichtigen Ereignisse, die Märchen, Sagen und Lieder wurden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Aus dieser mündlichen Überlieferung der Maoris wissen wir heute, daß sie vor etwa 600 Jahren von den Inseln des Stillen Ozeans, wahrscheinlich von Tonga, nach Neuseeland kamen. Der Urgroßvater oder der Großvater unseres Maori kannte einen deutschen Missionar, der den alten Menschenfresser zum Christentum bekehrte.

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Ob der Missionar seinem Opa auch die rauhen Tischsitten abgewöhnte, davon weiß unser Freund nichts. Aber immerhin hat er ihn durch die Überlieferung in guter Erinnerung behalten. Bevor die beiden Maoris uns verlassen, laden sie uns ein, morgen ihr Dorf, ihren "Pah", zu besuchen. Er liegt nicht weit von hier bei Whakarewarewa am Rotorua=See. - Klaus muß natürlich wieder für uns alle seine Nase zur Verfügung stellen. Mitten in der Nacht werden wir von einem lauten Zischen wach. Freddy schaut aus dem Zelt. "Der Geiser springt wieder", stellt er fest und - nach einem Blick auf die Uhr -: "Anscheinend stößt er alle acht Stunden Wasser aus." Nach einer knappen halben Stunde hört der Spuk wieder auf, und wir schlafen beruhigt weiter.

Im Lager der Maoris

Nach einer guten Stunde Fahrt kommen wir morgens am Eingang des Maori=Pah an, einem hohen, schmalen, kunstvoll geschnitzten Torbogen. Die Gesichter der Holzfiguren, die das Tor tragen, zeigen ähnliche Tätowierungen, wie der alte Maori von gestern abend. "Das ist nicht verwunderlich", sagt Freddy. "Tätowierungen galten bei den alten Maoris als der vornehmste Schmuck. Die Tätowierung war sozusagen die Visitenkarte eines Maori. Da sind bestimmte Linien, die nur die Angehörigen eines Stammes trugen; andere zeigen, aus welcher Familie der Mann kam, und wieder andere waren den Häuptlingen vorbehalten. Die Maoris müssen allerhand ertragen, bis sie schließlich alle Striche und Zeichnungen im Gesicht und auf dem Körper haben, die Sitte und Rang verlangen.

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Klaus bricht in ein Schlammloch ein

Klaus ruft plötzlich gellend unsere Namen. Über die Felsbrocken und Farnbüschel hinweg jagen wir zu ihm. Aber er hat sich schon selbst geholfen. Er sitzt auf einer Steinplatte und versucht, sich mit zitternden Händen die Stiefelbänder aufzuknoten. Aus einem Erdloch neben ihm steigt gelber, stinkender Dampf. "Es ging alles rasend schnell", stößt er hervor, "ich wollte hier hinübergehen, da gab plötzlich der Boden nach. Und jetzt habe ich mir anscheinend meinen Fuß in dem heißen Schlammloch ganz hübsch verbrannt.  

Klaus bricht in ein Schlammloch ein

Schlammvulkane oder Schlammquellen bestehen meistens aus kleinen, niedrigen Kratern, denen Gase entströmen (Kohlenwasserstoffe, auch Kohlensäure oder Wasserdampf). Bei gelegene liehen explosionsartigen Ausbrüchen werden Steine und Schlamm ausgestoßen.

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Nasengruß der Maoris

Eine allgemein verbreitete Grußform war bei den Maoris früher das Aneinanderreihen der Nasen. Heute ist mit vielen anderen Sitten auch der Nasengruß nahezu verschwunden. Nur wenn man jemand besonders herzlich begrüßen will, drückt man die Nasen aneinander.

Nasengruß der Maoris

Wie die meisten 'Naturvölker kannten auch die Maoris die europäische Sitte des Küssens nicht. Dagegen war es unter Freunden und Verwandten üblich, als Freundschaftsbeweis die Nasen aneinanderzurücken. Heute ist dieser Brauch nur noch selten anzutreffen; denn auch die Maoris sind mittlerweile weitgehend europäisiert.

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Die Tätowierung eines Musters am Kinn zum Beispiel erfordert eine monatelange schmerzhafte Behandlung; denn es ist mit dem Einschneiden der Haut nicht allein getan. Die Narben müssen auch noch die Farbe zeigen, die in die Wunde eingeträufelt wird. Häufig gibt es Entzündungen, deren Heilung abgewartet werden muß, bevor weitertätowiert werden kann. - Übrigens unterzeichneten viele Häuptlinge, die Verträge mit den Weißen schlossen, nicht mit ihrem Namen - sie kannten ja keine Schrift -, sondern mit den gleichen Zeichen, die sie als Tätowierung im Gesicht trugen." Inzwischen hat man im Dorf unser Kommen bemerkt. Zwei Maori=Mädchen mit langen aufgelösten Haaren kommen uns entgegen. Sie tragen weite Mäntel aus Flachsblättern, die mit unzähligen kleinen Vogelfedern besetzt sind. Da keine von ihnen den Anfang macht, nehme ich ' vorsichtig den Kopf der einen in meine Hände und - reibe vorsichtig meine Nase an ihrer! Nicht nur Klaus und Freddy, sondern auch die beiden Mädchen lachen laut. Ich möchte mal wissen, was es da zu lachen gibt! An den Wohnhütten vorbei geht es zum Versammlungshaus des Pah. Es ist ein großes Giebelhaus, dessen Dach tief herabreicht. Türpfosten und Giebel sind mit vielen Schnitzereien bedeckt. Im Halbdunkel des Raumes erkennen wir auch unsere Freunde von gestern abend wieder, die an der Seite eines sehr alten Mannes sitzen. Er hat schneeweiße Haare und trägt eine kleine Steinfigur am Halse. "Das ist ein Tiki=Tiki, eine Ahnenfigur, die vom Vater auf den 

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Bild 76

Eingang zum Maori-Pah

Eine Stunde sind wir gefahren, als wir die ersten Wohnhütten des Maori-Pah vor uns liegen sehen. Und bald stehen wir vor dem Eingang des Dorfes, einem hohen, schmalen, kunstvoll geschnitzten Torbogen. Die Gesichter der Holzfiguren, die den Bogen tragen, zeigen ähnliche Tätowierungen wie die Maoris, denen wir gestern schon begegneten.

Eingang zum Maori=Pah

Die Maoris sind ein Volk mit hochentwickeltem Kunstsinn. Besonders ihre Schnitzereien an Toren, Häusern, Booten, Waffen und Schmuckgegenständen sind wegen der kunstvollen Ornamente und der grotesken Menschengestalten berühmt geworden.

Bild 77

Maoris beim Tätowieren

Tätowierungen galten bei den alten Maoris als der vornehmste Schmuck. Die Tätowierung war sozusagen die Visitenkarte eines Maori. Da waren bestimmte Linien, die nur die Angehörigen eines Stammes trugen, andere zeigten, aus welcher Familie der Mann kam und wieder andere waren den Häuptlingen vorbehalten. Viele Häuptlinge, die Verträge mit den Weißen schlössen, unterzeichneten nicht mit ihrem Namen - sie kannten ja keine Schrift -, sondern mit den gleichen Zeichen, die sie als Tätowierung im Gesicht trugen.

Maoris beim Tätowieren

Das Wort tätowieren leitet sielt ab vom polynesischen "tatau", das soviel wie "schlagen" heißt. Beim Tätowieren werden mit Nadeln, Messern, kammartigen Werkzeugen Muster in die Haut gestochen oder geschlagen. Die Tätowierung ist in erster Linie als Schmuck gedacht. Häufig ist sie aber auch Rang oder Familienabzeichen oder hat eine religiöse Bedeutung.

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Sohn vererbt wird und bei den Maoris als besonders kostbar gilt!" flüstert mir Freddy zu. Der alte Häuptling winkt uns, Platz zu nehmen. Seine gewaltige Pfeife qualmt mächtig. Neben ihm liegt eine kurze dicke Keule aus Jadeit, einem harten Stein, aus dem die Maoris Keulen, Speerspitzen und Äxte machten. Diese Keule hier ist sicher uralt, denn sie hat unzählige Schrammen und Kerben. Und da die Maoris - bevor sie von den Feuerwaffen der Weißen besiegt wurden - ein sehr kriegerisches Volk waren, haben wahrscheinlich viele braune und weiße Dickschädel zu den Scharten beigetragen ... Die Unterhaltung geht hin und her in einem seltsamen Gemisch aus Maori und Englisch. Einige der jüngeren Maoris tragen Wollhemden und Hosen wie wir. Aber der Häuptling und die andern alten Männer haben - wie ihre Vorväter - Flachsmäntel um die Schultern hängen. Im Haar des Häuptlings steckt die Feder des Huia=Vogels. Nur Maoris aus alten und vornehmen Familien haben das Recht, Huia=Federn zu tragen.

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Nach einer Stunde angestrengter Unterhaltung - ich habe nur wenig davon verstanden - machen wir einen Rundgang durch den Pah. Da ich mittlerweile Hunger bekommen habe und den Geruch von Schweinebraten in die Nase bekomme, gehe ich dem Duft nach. Ein paar Maorifrauen hocken um eine Grube herum, aus der weiße Dampfwolken aufsteigen. Aber nicht nur Dampf kommt aus der Grube, sondern auch Duft, Duft von Schweinebraten! Auch mein Nasenmädchen sitzt da. Anscheinend hat sie mein Schnubbern bemerkt, denn sie lacht schon wieder. "Du Hunger? Fleisch gleich fertig - dann du essen viel!" Dann erklärt sie mir, wie man hier bei den Maoris die Speisen zubereitet. "Große Steine ganz heiß machen in Feuer.

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Dann Steine in Grube legen. Fleisch und Bataten in frische Blätter wickeln und auf heiße Steine legen. Blätter gut riechen, wenn warm. Dann Wasser in Grube spritzen. Wasser macht zisch=zisch und weiße Wolken. Ganz schnell mehr Blätter auf Fleisch tun. Dann Erde, damit Ofen zu. In kleine Zeit Essen fertig - ganz allein!"

Schweinebraten und Kannibalen

Inzwischen haben die anderen Frauen die Erdschicht abgeräumt. Braune, fettige Blätter kommen zum Vorschein. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen - es duftet wie in Mutters Küche! - Ein paar Minuten später sitzen wir alle friedlich futternd beieinander. Mit sicherer Nase haben auch Freddy und Klaus den Weg zu uns gefunden. Sie sehen mich beide ein bißchen bewundernd an. Offensichtlich bin ich in ihrer Achtung erheblich gestiegen, denn sicher glauben sie, daß mir nur das Nasenreiben diese Schweinebratenbeziehungen verschafft habe. Nach dem Essen bummeln wir zum Rotorua=See hinunter, um ein Bad zu nehmen.

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Bild 78

Zu Besuch bei den Maoris

Der alte Häuptling lud uns ein, Platz zu nehmen. Die Unterhaltung ging hin und her in einem seltsamen Gemisch aus Maori und Englisch. Die jungen Maoris trugen Wollhemden und Hosen wie wir. Aber der Häuptling und die übrigen alten Männer hatten, wie ihre Vorväter, Flachsmäntel um die Schultern hängen. Die Maoris sind stolze, stammesbewußte und gastfreundliche Menschen. Es gefiel uns gut bei ihnen.

Zu Besuch bei den Maoris

Die Maoris sind mittelgroß. Ihr Haar ist schwarz, die Hautfarbe hellbraun. Heute tragen nur noch wenige alte Leute in den Dörfern den früher allgemein üblichen Flachsmantel, der häufig mit Federn besetzt war. Das Stammes* leben bewegte sich nach klaren, hochentwickelten Regeln. Häuptlinge und Priester hatten eine absolute Vorzugsstellung.

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Erdofen der Maoris

Ein paar Maori-Frauen hocken um eine Grube herum, aus der weiße Dampfwolken aufsteigen. Es ist ein Erdofen. Fleisch und Bataten werden in Blätter gewickelt und auf glühend heiße Steine gelegt. Dann spritzt man Wasser darauf und deckt das Ganze mit Erde zu. Nach kurzer Zeit ist das Essen gar.

Erdofen der Maoris

Erdöfen gibt es nicht nur auf Neuseeland. Auch die Australier, die afrikanischen Buschmänner und einige brasilianische Stämme kennen diese Kochgruben. Auf Sardinien, den Kanarischen Inseln und in Griechenland sind Erdöfen ebenfalls bekannt. Die in Blätter gewickelten Speisen werden zwischen heißen Steinen, die man mit Laub und Erde bedeckt, gar gedünstet.

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Dabei erzählt Freddy von den Maoris: "Bevor die Weißen nach Neuseeland kamen, waren die Maoris die Bewohner des Landes. Sie waren schon immer sehr kampflustig. Es gab kaum ein Jahr, in dem nicht zwei Stämme Krieg miteinander führten. Aber es war ein Krieg mit sehr strengen Regeln, die von beiden Seiten genau beachtet wurden. Wenn die Ernte eingebracht wurde, war Waffenstillstand. Niemals kam man auf die Idee, die Vorratshäuser des Feindes zu plündern oder zu zerstören. Man griff auch keinen Gegner an, der seine Keule verloren hatte oder dessen Speer zersplittert war. Ein Sieg machte nur dann Freude, wenn er im offenen Kampf, mit gleichen Mitteln errungen wurde. - Die Maoris waren freimütig und großzügig. Ein Maori=Sprichwort sagt: ,Teile keine Muschel - gib sie ganz!' Sie waren ein hochentwickeltes Volk - das zeigen ihre Stammessitten, ihre Kunst, ihre Religion. Sie hatten nur einen Fehler: sie fraßen ihre erschlagenen Feinde auf!" "Warum taten sie das? Warum aßen sie nicht ihre süßen Kartoffeln?" will Klaus wissen. "Darauf wird es wohl nie eine richtige Antwort geben. Man vermutet, daß es tatsächlich Hunger war, der die Maoris zu Menschenfressern werden ließ; denn in Neuseeland gab es nur wenig jagdbare Tiere - und die Bevölkerung wuchs von Jahr zu Jahr. Sicher glaubten die Maoris auch, ihrem Feind einen besonderen Streich gespielt zu haben, wenn sie ihn - auffraßen! Denn es galt als eine besondere Schande, wenn ein Familienmitglied vom feindlichen Stamm verspeist worden war." Wir schwimmen fast eine halbe Stunde in dem riesigen See, der sich am Fuße eines Vulkans, des Ngongotaha, erstreckt. Als wir zum Ufer zurückkommen, sehen wir einige Maoris mit Holzstangen im Wasser hantieren. Auch am Strand sammeln sich Maoris, immer mehr werden es, Frauen und Männer. Sie lachen, rufen durcheinander und sind sehr aufgeregt. Jetzt schieben einige junge Männer schmale Kanus ins Wasser.

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Maoris bei der Flachsernte

Wenn auch die Wolle immer mehr und mehr den Flachs verdrängt, so ist sein Anbau doch immer noch eine der wichtigsten Erwerbsquellen für die Maoris. Er wird vor allem in den sumpfigen Gegenden angebaut und von den Maoris für alles mögliche verwandt. Sie fertigen aus der Faser Kleidung an, knüpfen daraus ihre Netze und Schlingen für den Fischfang, drehen aus ihr Stricke für den Hausbau und flechten daraus Matten für ihre Hütten und - die Touristen.

Maoris bei der Flachsernte

Früher war der Flachsanbau und die Ernte des wilden Flachses eine der wichtigsten Erwerbs= quellen der Maoris. Heute hat die Wolle den Flachs weitgehend verdrängt. Die Flachsfaser wurde zur Herstellung von Kleidung, Netzen und Seilen verwandt.

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Inzwischen haben die anderen im Wasser ein seltsames Gestell aufgebaut. Es sieht aus wie eine Hürde beim Springderby. Der Querbalken ragt etwa 30 Zentimeter aus dem Wasser heraus. Und jetzt geht's anscheinend los! Zwei Boote stoßen vom Ufer ab und nähern sich-immer schneller durchs Wasser gleitend - der Hürde. In dem einen Kanu hocken zwei Männer, wild paddelnd, in dem anderen zwei Maori= Mädchen, die sich alle Mühe geben, nicht zurückzubleiben. Fast zur gleichen Zeit erreichen die Boote das Hindernis. "Ha, ha!" lacht Klaus. "Jetzt gehn sie baden!" Donnerwetter - die können es aber! Als die Spitze des ersten Bootes fast den Querbalken berührt, wirft sich der vorn sitzende Maori blitzschnell nach hinten. Der Bug des Kanus hebt sich hoch aus dem Wasser, und leicht und schnell gleitet das Boot über das Lattengerüst. Aber auch die Maori=Mädchen kommen glatt über die Hürde. Ihr Boot schaukelt nur ein bißchen, als es auf der anderen Seite wieder klatschend ins Wasser rutscht.

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Die Maoris am Ufer jubeln begeistert. Immer neue Boote starten zur Wettfahrt. Nur eines ist bisher gekentert. "Das kann eigentlich gar nicht so schwer sein", sage ich. "Es kommt nur darauf an, schnell zu paddeln, kurz vor der Hürde aufzuhören und den Schwerpunkt möglichst nach unten und hinten zu verlagern. Klaus, hast du Lust? Wollen wir denen mal zeigen, daß wir auf dem Roper paddeln gelernt haben?" Natürlich ist Klaus Feuer und Flamme. Die Maoris lachen und klatschen in die Hände, als wir in einen der leichten Einbäume einsteigen. O je, die Dinger schwanken aber verflixt - damit kann man ja schon kentern, bevor es richtig losgegangen ist! Immerhin, wir kommen in Fahrt - immer schneller sausen wir durchs Wasser und auf den Querbalken zu. Da - jetzt müssen wir ihn berühren! Klaus, der vorn sitzt, wirft sich zurück, wie er es von den Maoris gesehen hat. Der Bug ragt hoch und - wir haben es geschafft! Dachte ich. Aber es kommt nicht nur darauf an, auf den Balken hinaufzukommen, man muß auch wieder elegant herunterkommen.

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Wir kamen auch herunter, aber nicht elegant, sondern kopfüber ... Als Klaus 'Kopf aus dem Wasser auftaucht, meint er: "Das liegt nur daran, daß wir..." Weiter kommt er nicht, denn er muß erst einmal eine ganze Menge Wasser spucken. Nicht nur uns, auch den Maoris scheint beim Anblick unserer klitschnassen Kleidung etwas kühl geworden zu sein, denn sie beginnen mit Ringkämpfen. Dabei geht es allerdings sehr viel ruhiger zu, als bei den Freistilkämpfen, die wir uns vor ein paar Wochen in Sydney ansahen, wo der erste, der aus dem Ring flog, der Schiedsrichter war. - Dafür wird hier aber sauber und sehr sportlich gekämpft. Wer zuerst vom Gegner zu Boden geworfen wird, hat verloren. Freddy grinst. "Na, Jim - wie wär's denn? Willst du nicht mal eine Runde mit dem da ringen?" Er deutet auf einen baumlangen Maori, der kurz hintereinander zwei Ringer in den Sand legte. "Vielleicht ist es besser, wenn wir erst einmal trockenes Zeug anziehen ...", antworte ich vorsichtig und stehe eilig auf.

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Kanu-Hindernisfahrt

Eine Kanu-Hindernisfahrt bei den Maoris ist genau so aufregend wie ein Fußballspiel oder ein Motorradrennen. - Blitzschnell wirft sich der vorn sitzende Maori kurz vor dem Hindernis nach hinten, dann hebt sich der Bug des Kanus hoch aus dem Wasser und das Boot gleitet schnell und leicht über das Gerüst. Manchmal klappt es aber auch nicht; denn die leichten Boote der Eingeborenen kentern ziemlich leicht.

Kanu=Hindernisfahrt

Spiel, Sport und Tanz sind bei allen Völkern der Südsee - auch bei den Maoris - sehr wichtig! Kanuwettfahrten gehören zu den beliebtesten Wassersportarten. Die mit 20 und mehr Männern besetzten Boote erreichen dabei erstaunlich hohe Geschwindigkeiten. Besonders aufregend sind die Kanu=Hindernisfahrten.

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Beim Ringkampf

Nach dem Bad in dem kühlen Meerwasser beginnen die Eingeborenen mit dem Ringkampf. Dabei geht es allerdings ruhiger zu als bei den Freistilkämpfen in Sydney. Hier wird sauber, sportlich und fair gekämpft. Wer zuerst vom Gegner zu Boden geworfen wird, hat verloren.

Beim Ringkampf

Der Ringkampf - für den bei den Maoris sehr strenge Regeln gelten - war den Polynesiern schon bekannt, bevor sie mit den Weißen in Berührung kamen. Heute spielen die jungen Maoris aber auch Fußball und Cricket.

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Tanz und Krieg

Wir werden eingeladen, die Nacht im Pah zu verbringen. Im Whare Manuwhiri, im Gästehaus des Dorfes, richten wir uns häuslich ein. Boden und Wände sind mit schön geflochtenen Flachsmatten bedeckt. Der Flachs, der vor allem in den sumpfigen Gegenden Neuseelands wächst, wird bei den Maoris für alles mögliche verwandt. Aus Flachs fertigen sie Kleidung an, knüpfen sie Netze und Schlingen für Fischfang und Jagd, drehen sie Stricke für den Hausbau und flechten sie Matten für ihre Hütten und - die Touristen. Abends tanzen die Maoris. Die Mädchen sitzen in einer Reihe und bewegen langsam Hände und Arme. "Das ist der Rudertanz", erläutert Freddy, "ein Sitztanz, bei dem die Mädchen nicht aufstehen dürfen." Die Männer und Frauen _ begleiten den Tanz durch einen seltsam klingenden Wechselgesang. Der Vorsänger schildert die Erlebnisse beim heutigen Wettkampf, und von Zeit zu Zeit fällt dann der Chor der anderen in den Sprechgesang ein. Jetzt wird anscheinend gerade unsere Hindernisfahrt "besungen" denn alle schauen uns an und lachen. Dann tanzen die Männer. Sie tragen kurze Röcke aus Flachsblättern und halten Speere in den Händen. So ruhig wie der Rudertanz der Frauen war, so wild und aufregend ist der Kriegstanz der Männer. Die erste Reihe der Tänzer ist etwa 15 Schritte von uns entfernt. Die Männer hocken in den Knien, kurze gellende Schreie ausstoßend. Mit dem Oberkörper schwingen sie hin und her, wie Kobras vor der Flöte des Fakirs. Und jetzt springen sie auf und stürzen - ihre Speere schwingend - auf uns zu! Einige Schritte vor uns halten sie und hocken sich nieder. Wieder wiegen sie die Oberkörper, lauter werden die Schreie, und noch einmal federn die Männer hoch, wie aus der Pistole geschossen! Die Gesichtszüge verzerren sich, jetzt stecken sie die Zungen heraus.

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Eingeborenen-Gästehaus

Auf den Hausbau verwandten die Maoris viel Sorgfalt und Liebe. Türpfosten und Giebel waren mit vielen Schnitzereien bedeckt. Die Dächer der Gäste- und Versammlungshäuser waren tief herabgezogen. Häufig hatten die Häuser einen überdachten Vorraum.

Eingeborenen=Gästehaus

Vor den Gemeinschaftshäusern - Männerhaus, Gästehaus und andere - ist häufig ein überdachter Vorbau. Diese Häuser sind besonders reich verziert. Die Türstürze sind oft Meister* werke der Holzschnitzerei.

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Kriegstanz

Wild und aufregend ist der Kriegstanz der Männer. Sie hocken in den Knien, stoßen kurze, gellende Schreie aus, springen auf, setzen sich wieder, schwingen ihren Oberkörper hin und her, stürzen dann nach vorn, schreien lauter, verzerren ihre Gesichter. Und das wiederholt sich ungezählte Male, bis die Tänzer erschöpft aufhören. Furchterregend haben diese Tänze stets auf den Weißen gewirkt.

Kriegstanz

Der Kriegstanz der Maoris, mit seinem abwechselnden Hochschnellen und Niederhocken, ist eine außerordentliche körperliche Leistung, die Kraft und Energie erfordert. Außerdem kommt es darauf an, die Augen besonders wild zu rollen und die Zunge möglichst weit herauszustrecken.

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Die hellen Augäpfel leuchten in den dunklen, schweißtriefenden Gesichtern! Und immer wieder: niederkauern, hochschnellen, schreien! Das wiederholt sich etwa ein dutzendmal, bis die Tänzer schließlich erschöpft aufhören. "Mit diesen Tänzen haben sich die Maoris, als sie sich noch bekriegten oder mit den Weißen kämpften, selbst in Raserei versetzt. Aber auch auf die englischen Soldaten, die zum erstenmal Gefechte mit Maoris erlebten, wirkten die Kriegstänze furchterregend. Immerhin waren ihre Gegner Menschenfresser!" erzählt Freddy, als wir im Gästehaus unter unseren Wolldecken liegen. "Es hat eigentlich bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein immer wieder Zusammenstöße zwischen den Maoris und den Weißen gegeben - erst vereinzelt, dann im offenen Krieg. Die Maoris wehrten sich gegen das Vordringen der Weißen, die immer mehr Land in ihren Besitz brachten, und die Siedler wollten das weite, von den Eingeborenen kaum genützte Land bebauen oder als Weide verwenden.

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1770 lebten rund 100 000 Maoris auf Neuseeland und nur eine Handvoll Robbenjäger an der Küste der Südinsel. 1858 wurden etwa 60 000 Maoris und etwa gleichviel Weiße gezählt. Zwei Jahre später, 1860, kam es zum offenen Aufstand. Er begann in der Provinz Taranaki und griff dann praktisch auf die gesamte Nordinsel über. Die Maoris waren Meister des Urwaldkrieges. Sie lockten die englischen Soldaten in die sumpfigen, von Schlingpflanzen überwucherten Wälder, in denen Milliarden von Stechmücken schwirrten. Auf den vom Regen verschlammten Wegen blieben die Wagen und die Kanonen stecken. Verzweifelt bemühten sich die von den ungeheuren Strapazen zermürbten Weißen, oft bis in den Knien im Schlamm steckend, ihre Fahrzeuge wieder auf festen Boden zu schleppen. Die Moskitos peinigten sie bis aufs Blut.

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Und dann griffen die Maoris an -mit wildem Kriegsgeschrei, das den weißen Soldaten in den Ohren gellte! Ihre Angriffe waren immer nur kurz. Aber diese Überfälle brachten den Truppen schwere Verluste. Gelegentlich gelang es den Weißen, die Maoris einzukesseln und in ihre Pahs zurückzutreiben. Die Pahs waren in Kriegszeiten zu richtigen Festungen ausgebaut. Meistens lagen sie auf Anhöhen, von denen man die Umgebung gut überblicken konnte. Mehrere starke Pallisadenringe, zwischen denen Laufgräben und Fallgruben ausgehoben waren, schützten die Hütten vor den Kugeln der Angreifer. Die Maoris, die sich mittlerweile auch mit Gewehren und Munition versehen hatten, schossen aus gutgesicherten Schützenlöchern. Ohne Artillerie gelang es den Weißen nur selten, einen Pah zu erobern. Und wenn sie es dann glücklich geschafft hatten, dann waren die Maoris häufig trotz der dichten Umzingelung verschwunden, auf unbekannten Schleichwegen - wie vom Erdboden verschluckt! Nur die Toten waren zurückgeblieben." "Und wie endete dieser Krieg?" fragt Klaus. "Er dauerte fast 12 Jahre.

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Urwaldkrieg auf Neuseeland

1860 brach in der Provinz Taranaki ein blutiger Maori-Aufstand aus. Die Eingeborenen waren Meister des Urwaldkrieges. Sie lockten englische Soldaten in die sumpfigen, von Schlingpflanzen überwucherten Wälder, in denen Milliarden von Stechmücken schwirrten. Und dann griffen die Maoris an - mit wildem Kriegsgeschrei, das den weißen Soldaten in den Ohren gellte!

Urwaldkrieg auf Neuseeland

176o wurde Neuseeland englisch; aber erst 1814 begann die eigentliche Besiedlung durch Europäer. 1840 erkannten die Maoris die englische Oberhoheit an. Trotzdem kam es in den nächsten 50 Jahren immer wieder zu Aufständen und erbitterten Kämpfen zwischen Eingeborenen und Weißen. 1871 wurde Neuseeland ein Dominion innerhalb des Britischen Commonwealth.

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Angriff auf einen Eingeborenen-Pah

Lange hatten die Weißen mit den Eingeborenen zu kämpfen, bevor sie diese in den Busch zurückdrängten. Gelegentlich gelang es den Truppen, die Maoris einzukesseln und in ihre Pahs zurückzutreiben. Diese lagen meistens auf Anhöhen, von Palisadenzäunen, Laufgräben und Fallgruben geschützt. Und wenn die Weißen endlich einen Pah erobert hatten, entkamen die Maoris trotz der Umzingelung auf unbekannten Schleichwegen - wie vom Erdboden verschluckt.

Angriff auf einen Eingeborenen=Pah

Die Stützpunkte der Maoris, die Pahs, waren richtige Festungen, die vom Gegner ohne Artillerieunterstützung kaum genommen werden konnten. Meistens lagen sie auf Hügeln, von denen freie Sicht nach allen Seiten bestand. Ob' wohl die verlierende Partei damit rechnen mußte, vom Feinde verspeist zu werden, wurde der Kampf fair und nach genauen Regeln geführt. Während der Essenszeiten bestand häufig Waffenruhe zwischen den Gegnern.

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Wenn in der einen Ecke ein Stamm besiegt worden war, dann flammte der Aufstand in einer anderen Gegend wieder auf. Aber schließlich siegten die Weißen. Heute sind die Maoris neuseeländische Bürger, wie ich auch. Durch vier Abgeordnete sind sie im Parlament vertreten. Ihre Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahrzehnten wieder angestiegen; heute leben rund 117 000 Maoris mit etwa 1,8 Millionen Weißen friedlich nebeneinander. - Dieses Gebiet hier - rund um den Rotorua=See - wird fast nur von Maoris bewohnt. Und hier haben sie sich auch in ihren Pahs viele ihrer ursprünglichen Sitten bewahrt."

.Ein See verschwindet

Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Wir sind hier im Gebiet der größten Geisers Neuseelands. Überall, so weit wir sehen können, sprudeln heiße Quellen, schießen Dampf= und Wasserfontänen empor, brodeln Schlammlöcher. Aus Felsspalten und Erdrissen steigen stinkende Schwefeldämpfe. In einem erloschenen Vulkankrater zeigt uns ein Maori einen harmlos aussehenden Kieseltrichter. Unser Führer steigt sogar in die Vertiefung hinein und sagt: "Dieses hier ist der Waimangu=Geiser. Er war die größte Springquelle der Welt. Über 100 Meter hoch schleuderte er tintenschwarzes, schlammiges Wasser. Bei manchen Ausbrüchen stieg die Wassersäule sogar auf 300 und 400 Meter! 1905 hörten die Auswürfe plötzlich auf.

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Einige Jahre noch beobachtete man den Geiser sorgfältig. Da er sich aber in der ganzen Zeit nicht mehr rührte, galt er als erloschen. Das Kraterloch füllte sich mit Geröll und Schlacke, und Farne und Moos überwucherten den Trichter. Und dann plötzlich - 12 Jahre später - riß der Boden auf, verschluckte vier Menschen, die sich gerade den toten Geiser ansehen wollten, und eine gewaltige Säule aus Gesteinsbrocken und Schlamm schoß in den Himmel. Seitdem ist der Waimunga wieder still..." "Wir sind auch vier Leute", meint Klaus. "Wollten wir nicht noch zum kochenden See fahren?" Diese Gegend ist unheimlich. Ich habe das Gefühl, als gingen wir über eine hauchdünne Kruste, unter der es kocht und glüht. Unser Maori führt uns zu einem herrlich blauen See. Das Wasser ist glasklar und angenehm warm. "Das ist kochender See!" erzählt uns der Führer und sieht uns erwartungsvoll an. ",Kochen' ist gut!" lache ich. "Hier hätten wir unsere Kartoffeln aber nicht gar bekommen!"

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Freddy hat in der Zwischenzeit mit zwei Maoris verhandelt, die an einem kleinen Steg bei einem Boot hocken. Er winkt uns heran, und wir steigen mit den beiden Maoris ein. - Klaus hat die Hand im Wasser, um festzustellen, ob es wärmer wird. Schon nach wenigen Minuten zieht er sie heraus. Sie ist schon ziemlich rot. "Jetzt wird's wirklich heiß!" staunt er. Donnerwetter! Das Wasser beginnt richtig - wie in einem Suppentopf - zu wallen! Blasen steigen auf, und milchiger Dampf liegt über der Oberfläche. Das Boot schaukelt auf den Wellen des siedenden Wassers. Auch der Eisenblechboden des Bootes unter den Fußbrettern wird heiß. "Und dieser See war noch vor einigen Jahren kalt!" sagt Freddy. "Ich war damals mit meinen Eltern hier, und Vater hat ein paar hübsche Fische aus dem See herausgezogen. Später brach irgendwo auf dem Grund ein Krater auf, und Dampf oder kochendes Wasser erhitzten in wenigen Monaten den See." Als wir am Nachmittag am Ufer des Rotomahana stehen, eines kleinen Sees am Fuße des Tarawera=Vulkans, erzählt Freddy:

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Bootfahrt auf dem kochenden See

Das ist ja toll! Je mehr wir uns der Mitte des Sees nähern, um so wärmer wird das Wasser. Blasen steigen auf, und milchiger Dunst liegt über der Oberfläche. Das Boot schaukelt auf den Wellen des dampfenden Wassers. Auch der Eisenblechboden des Bootes unter den Fußbrettern wird heiß.

Bootfahrt auf dem kochenden See

Vulkanische Erscheinungen sind unberechenbar. Ein Vulkan, der jahrzehntelang geruht hat, kann plötzlich wieder in Tätigkeit treten; Geiser versiegen, und Seen mit Wassertemperaturen von 20 oder 22° werden oft in wenigen Monaten durch den Zutritt heißer Quellen erhitzt.

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"An diesem See gab es früher herrliche Felsenterrassen - es war einer der schönsten Plätze unseres Landes! In einem hochgelegenen Krater sprudelte eine heiße Quelle. Das Wasser lief über Dutzende von Felsstufen in den See. Es enthielt viel Kieselsäure, die den Felsen im Laufe der Jahrzehnte mit einer weiß und lichtblau schimmernden Kristallschicht überzogen hatte. Es muß wunderbar ausgesehen haben: eingefaßt von dunkelgrünen Farnen die hell leuchtenden Terrassen, über die das klare, perlende Wasser hinab in den blauen See floß! Und dieser See mit den herrlichen Kieselsinterterrassen verschwand 1886 in wenigen Minuten! Wißt ihr noch, daß ich euch in Wellington sagte, daß der ,erloschene' Tarawera plötzlich mit einer gewaltigen Explosion auseinanderbrach? Da drüben liegt er mit seinem zerrissenen Krater. Gewaltige Feuermassen jagten damals aus seinem Schlund, glühende Lava wälzte sich - alles versengend - die Hänge herab.

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Die Erde zitterte, die Menschen rannten keuchend um ihr Leben, im heißen Aschenregen verzweifelt nach Luft ringend! Da - ein neuer Donnerschlag! Und noch einer! Die Erde öffnete sich. Felsen, Bäume, Menschen stürzten in den glühenden Abgrund! - Auch der Rotomahana wurde in wenigen Minuten aufgesogen. Mit ihm sanken fünf blühende Maoridörfer mit ihren Bewohnern in die Tiefe. Ein Riß von 10 Kilometer Länge und 400 Meter Breite klaffte in der Erde. - Es war das furchtbarste Unglück, das Neuseeland jemals erlebte!

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Wildschweinjagd im Kauriwald

Wir haben das Gebiet der heißen Quellen und der brodelnden Erde verlassen, haben uns Auckland, die größte Stadt Neuseelands, angesehen und sitzen nun an einem flackernden Lagerfeuer unter mächtigen Kaurifichten. Freddy hat uns in der vergangenen Woche kreuz und quer durch dichte Urwälder, weite fruchtbare Weidegebiete und kahle Heideflächen gejagt. - "Damit ihr nicht glaubt, daß unser ganzes Land aus Maori=Pahs und heißen Quellen besteht!", hatte er gemeint. Das haben wir jetzt gesehen. Sägewerke und Obstplantagen, Käsefabriken und Schlachthäuser zeigten uns, daß auch in Neuseeland - das ungefähr so groß wie Westdeutschland ist - hart gearbeitet wird. Heute nachmittag fuhren wir uns fest - auf einem aufgeweichten Waldweg. Wenn nicht zufällig einige Männer vorbeigekommen wären und uns geholfen hätten, dann säßen wir wahrscheinlich jetzt noch in der Schlammkuhle und nicht hier am Feuer der Holzfäller! Die hohen, geraden Stämme der Kaurifichten - die 30 und mehr Meter hoch werden - leuchten im Schein des Feuers. Kaurifichten wachsen nur hier im Norden Neuseelands und sonst nirgendwo auf der Erde. Sie sind wegen ihres wertvollen Holzes und wegen des Harzes, das sie liefern, berühmt geworden. An dem Ast, den gerade einer der Männer ins Feuer schiebt, hängen Dutzende von Harztropfen.

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Die Kieselsinterterrassen am Rotomahana

Bei einem Vulkanausbruch im Jahre 1886 wurden die berühmten Kieselsinterterrassen am Rotomahana verschüttet. - Starke Quellen am Rande des Kraters, die viel Kieselsäure enthielten, hatten die Felsen mit einer weiß und lichtblau schimmernden Kristallschicht überzogen. Es muß ein herrliches Bild gewesen sein: die leuchtenden Terrassen, über die das perlende Wasser in den blauen See floß.

Die Kieselsinterterrassen am Rotomahana

Die farbenprächtigen Kieselsinterterrassen vom Rotomahana verschwanden in einer gewaltigen Erdspalte beim Ausbruch des Tarawera im Jahre 1886. Ähnliche Bildungen kann man heute noch im Yellowstonepark im Nordwesten der USA. sehen.

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Im Hafen von Auckland

Nicht nur große Wälder, heiße Quellen und immergrüne Weideflächen gibt es in Neuseeland, sondern auch bedeutende Industrien. Da sind Sägewerke, Käsefabriken, Schlachthäuser und Spinnereien. Fast ein Fünftel der Handelsgüter Neuseelands gehen durch Auckland, dem zweitgrößten Hafen des Landes.

Im Hafen von Auckland

Auckland ist mit 143 300 Einwohnern (1950) die größte Stadt und - nach Wellington - der zweitgrößte Hafen Neuseelands. Fast 20V0 der Handelsgüter werden in Auckland umgeschlagen. Das wichtigste Ausfuhrgut Neuseelands war 1050 die Wolle. An zweiter Stelle standen Molkereierzeugnisse (Butter, Käse u. a.), und als drittwichtigste Position folgte der Fleischexport.

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"Es riecht nach Weihnachten!" sagt Klaus und steckt schnuppernd die Nase in die Luft. In den Wurzelknollen der Bäume sammelt sich das Harz zu dicken Klumpen. Die größten Harzmengen, die man auf der Nordinsel gewinnt, werden aus dem Boden gegraben, an Plätzen, wo schon seit Jahrhunderten keine Kaurifichten mehr stehen. Das Holz der Wurzeln ist vermodert, die Harzklumpen sind geblieben, Brocken, die 50 Kilogramm und mehr wiegen, sind keine Seltenheit. "Auch nach Deutschland wird viel Kauriharz ausgeführt", erzählt Freddy. "Für die Herstellung vieler Lacke und Firnisse, auch für Linoleum braucht man Kauriharz." In der Nähe knackt es im Unterholz. Der kleine stämmige Kerl mit dem tätowierten Anker auf dem Arm, setzt die Ginflasche ab. "Wildschweine! "grunzt er. "Könnten gerade eins brauchen. Habe das ewige Dosenfleisch schon lange satt. Kommt jemand mit?" Aber außer Klaus und mir hat niemand Lust, den behaglichen Feuerplatz zu verlassen. Wir gehen los. Gehen ist gut gesagt; in dem stockdunklen Wald stolpere ich alle paar Meter über eine Wurzel.

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Oder ich rutsche mit dem Fuß in einen Kaninchenbau. Wenn es hier überhaupt Wildschweine gibt - durch den Krach, den wir machen, müssen wir sie lange vertrieben haben. Doch vor einem dichten Farngebüsch hält der Mann, der kein Dosenfleisch mehr essen will, plötzlich an. "So - hier bleibst du stehen!" sagt er und drückt mir einen dicken Knüppel in die Hand. "Kommt da aus dem Gebüsch ein Schweinebraten auf dich zu, dann jag ihn zurück!" Eine Weile lang passiert gar nichts. Dann krachen aufeinmal irgendwo vor mir zwei Schüsse. Und jetzt - heißa! Ich brülle wie ein Stier und schwenke meinen Knüppel - stürmt ein niedriges, grunzendes, schwarzes Ungetüm aus dem Gestrüpp heraus. Und da noch eines und daneben und dahinter noch mehr! Himmel - was soll ich nur tun? Aber bevor ich zu Ende gedacht habe, kriege ich einen Stoß gegen das Schienbein, werde schnell und leicht hochgehoben und kollere kopfüber ins Farnkraut. Die Schweine poltern schnaubend an mir vorüber. In der Nähe fallen Schüsse. Wieder raschelt es im Gebüsch. Aber es sind nur meine Jagdgenossen. "Gutgemacht!" schlägt mir der Holzfäller auf die Schulter. "Wenn sie bei dir durchgekommen wären, hätte ich diesen Burschen sicher nicht bekommen!" Er zeigt strahlend auf einen mächtigen Keiler, den er geschossen hat. Ich glaube, ich sage lieber nichts von meinem Schienbein -

In der Höhle der Riesenvögel

Allmählich geht Freddys Urlaub zu Ende. Wir müssen uns langsam auf die Rückreise nach Wellington machen. Auf halbem Wege zwischen Auckland und Wanganui, in der Nähe der Wairere=Wasserfälle, besuchen wir einen Bekannten Freddys, einen Farmer, bei dem wir den Wagen für einige Tage unterstellen.

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Holzfällerlager im Kauriwald

Wir sitzen bei den Holzfällern um das Lagerfeuer herum. Die hohen Stämme der Kaurifichten leuchten gespenstisch im Schein des Feuers. Diese Bäume wachsen nur hier im Norden Neuseelands und sonst nirgendwo auf der Erde. Es duftet wie Weihnachten, als einer der Männer einen Kauriast ins Feuer schiebt, an dem Dutzende von Harztropfen hängen.

Holzfällerlager im Kauriwald

Die Stämme der Kaurifichten werden bis zu 60 Meter hoch. Der Baum, der zur Gattung der Koniferen gehört, ist sehr harzreich. Das Harz sammelt sich unten am Stamm und an den Wurzelknollen; als Kaurikopal kommt es in den Handel.

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Wildschweinjagd

Irgendwo vor mir krachen zwei Schüsse. Und dann - ich brülle wie ein Stier und schwenke meinen Knüppel - stürmt ein niedriges, grunzendes, schwarzes Ungetüm aus dem Gestrüpp heraus. Und da noch eines und daneben und dahinter noch mehr! Was soll ich nur tun? Aber bevor ich zu Ende gedacht habe, kriege ich einen Stoß gegen das Schienbein, werde schnell und leicht hochgehoben und kollere kopfüber ins Gras.

Wildschweinjagd

Schweine sind auf allen Südseeinseln die bekanntesten Haustiere. Da man aber vielfach keine Ställe kennt, verwildern die Tiere häufig schon in einer Generation. Interessant ist, daß James Cook, der zum erstenmal Neuseeland umsegelte, an vielen Landungsplätzen Schweine aussetzte, um den Kannibalismus der Eingeborenen einzudämmen.

Mairoa-Berge, Mairoaberge, Mairoa-Berge, Mairoaberge

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Das gute Wetter, das uns die ganze letzte Woche begleitete, ist anscheinend vorbei. Als wir am nächsten Tag durch das Mokau=Tal nach Norden wandern, gießt es in Strömen. Die Weiden, die sich an beiden Seiten des Flusses ausdehnen, stehen unter Wasser. Unser Weg führt am Hang der Mairoa=Berge entlang. Hier schützt uns dichter Farnwald etwas vor der Nässe, die von oben kommt, nicht aber vor dem Schlamm des Weges. Bei jedem Schritt quatscht das Wasser in den Stiefeln. - Am Nachmittag entdecken wir etwas abseits vom Fluß eine Felshöhle. "So, ich gehe keinen Schritt weiter!" sagt Klaus entschieden und wirft seinen Rucksack auf den Boden. "Jetzt machen wir uns ein Feuer, trocknen unsere Sachen, und dann wird gefuttert!"

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Während Klaus und Freddy sich um das Feuer kümmern, schaue ich mich ein wenig in der Umgebung um. Ganz in der Nähe rauscht es. Und da schimmert auch schon ein Bach zwischen den Büschen hindurch. Aber - seltsam! - er verschwindet in einer dunklen Felsgrotte. Das muß ich ergründen! Vorsichtig gehe ich, im Wasser watend, in den stockfinsteren Tunnel hinein. Ich zünde ein Streichholz an. Im gleichen Augenblick zwickt mich etwas am Fuß. Au! Vor Schreck lasse ich das Zündholz fallen. Es verlöscht zischend. Ich betaste meinen Fuß. Donnerwetter - da krabbelt doch etwas! Ich packe fest zu und habe einen Krebs in der Hand, einen schönen, großen, ausgewachsenen Krebs! Nun - wo einer ist, da werden noch mehr sein. Und richtig: nach einer halben Stunde habe ich eine hübsche Portion zusammen. Als ich zum Lager zurückkomme, da ist mein Halstuch prall gefüllt mit krabbelnden Krebsen.

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Auf Krebsfang in der Flußhöhle

Vorsichtig gehe ich, im Wasser watend, in den stockfinsteren Tunnel hinein. Ich zünde ein Streichholz an. Im gleichen Augenblick zwickt mich etwas am Fuß. Au! Vor Schreck lasse ich das Zündholz fallen. Es verlöscht zischend. Ich betaste meinen Fuß. Donnerwetter - da krabbelt doch was! Ich packe fest zu und habe einen Krebs in der Hand, einen schönen, großen, ausgewachsenen Krebs!

 Auf Krebsfang in der Flußhöhle

Die Flüsse Neuseelands sind nur zu einem kleinen Teil schiffbar. Immer wieder unterbrechen Wasserfälle und Stromschnellen die Flußläufe. Dafür eignet sich die Wasserkraft aber vorzüglich zur elektrischen Energieerzeugung und schafft damit einen Ausgleich für die geringen Kohlenreserven des Landes.

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Eingeborene auf der Moa-Jagd

Der Riesenvogel Moa ist heute ausgestorben. Die ausgewachsenen Tiere wurden bis zu 4 Meter hoch. Sie konnten nicht fliegen; die großen Körper waren zu schwer für die verkümmerten Flügel. Die Eingeborenen jagten sie eifrig. Fleisch und Eier der Vögel wurden gegessen, die Federn wurden für Kleidung und Schmuck verwandt, und aus den Knochen machte man Keulen und andere Geräte.

Eingeborene auf der Moa=Jagd

Die Moas - riesige, 3 bis 4 Meter hohe Vögel aus der Reihe der Kurzflügler - lebten auf New Seeland, vermutlich bis ins 18. Jahrhundert hinein. Der Mangel an jagdbaren Tieren führte zu ihrer völligen Ausrottung und das wiederum - so wird vermutet - zu einem Anwachsen des Kannibalismus unter den Maoris. Die Eier der Tiere hatten etwa 90 Zentimeter Umfang.

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Daß ich einen Bach entdeckt habe, der in der Erde verschwindet, macht auf Freddy und Klaus wenig Eindruck. Aber daß es Krebse zum Abendbrot gibt, das gefällt ihnen sehr! "Wißt ihr eigentlich, daß wir hier in einer Moa=Höhle sitzen?" fragt Freddy und fischt sich einen neuen Krebs aus dem heißen Wasser. "In den Höhlen hier am Mokau hat man früher Überreste der ausgestorbenen Riesenvögel, der Moas, gefunden. Das waren gewaltige Burschen, etwa 4 Meter hoch wurden die ausgewachsenen Tiere. Die Moas waren Vögel, die nicht fliegen konnten; die schweren Körper waren zu schwer für die verkümmerten Flügel. Sie sind wahrscheinlich von den fleischhungrigen Maoris ausgerottet worden, denn außer den Menschen hatten die Tiere keine Feinde. Die Eingeborenen trieben die Moas, die nicht schwimmen konnten, an einen Fluß oder einen See und erschlugen sie dann. Fleisch und Eier der Vögel wurden gegessen, die Federn wurden für Kleidung und Schmuck verwandt, und aus den Knochen machte man Keulen und andere Geräte." Gleichmäßig rauscht draußen der Regen nieder.

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Langsam werden unsere Jacken und Hemden, die wir am Feuer aufgehängt haben, trocken, Freddy erzählt weiter: "Die kleinen Brüder der Moas, die Kiwis, kann man heute noch hier und da - wenn man Glück hat! - finden. Aber auch diese Vögel sterben allmählich aus. Ein Kiwi ist etwa so groß wie ein Huhn. Sie können sehr flink laufen und prächtig springen. Nur fliegen können sie nicht, weil auch sie keine Flügel haben. Tagsüber hocken sie in den Wurzellöchern großer Bäume. Ihre Nahrung - Insekten, Larven, Würmer - suchen sie sich nachts." Klaus hat offensichtlich zu viel gegessen. Sein Kopf ist vornüber gesunken. Er schläft. Vorsichtig wickeln wir ihn in eine Decke.

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Als ich ihm meine Jacke unter den Kopf schiebe, brummt er - ohne die Augen zu öffnen: "Die armen Vögelchen - in dem großen, dunklen Wald - und dann keine Flügel...!" Es regnet immer noch, als wir am nächsten Tag unseren Wagen holen und in Richtung Wellington nach Süden fahren. Einige Male berührt der Weg den Wanganui. Schön ist es hier! Steil ragen die Felsen an beiden Seiten des Flußufers in die Höhe, von dichtem Farnkraut und einem Gewirr von Schlingpflanzen bedeckt. Reißend stürzt der Huß zwischen einigen Felsbrocken hindurch, die hier seinen Lauf hemmen. "Wenn wir 100 Jahre früher gekommen wären, dann hätten wir wahrscheinlich einige Boote der Maoris durch die Stromschnellen schießen sehen!" meint Freddy. "Damals tobten hier in der Provinz Taranaki erbitterte Stammeskämpfe. Die Eingeborenen hatten beschlossen, kein Land mehr an die weißen Siedler zu verkaufen. Als ein Häuptling dann doch Verhandlungen mit den Europäern aufnahm, wurde er von den anderen Stammesführern getötet. Dieser Mord war der Auftakt zu blutigen Fehden, die erst nach zwei Jahren durch den Einsatz britischer Soldaten beigelegt werden konnten."

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Kiwis im Unterholz

Die Kiwis sterben allmählich aus. Diese Laufvögel sind etwa so groß wie ein Huhn. Sie springen prächtig und laufen sehr flink. Nur fliegen können sie nicht, weil sie keine Flügel haben. Tagsüber hocken sie in den Wurzellöchern großer Bäume. Ihre Nahrung - Insekten, Larven und Würmer - suchen sie sich nachts.

Kiwis im Unterholz

Die Kiwis gehören zur Ordnung der Kurzflügler. Ihre besonderen Kennzeichen sind der lange, schlanke Schnabel und das Fehlen von Schwanz und Flügeln. Die Vögel sind im Aussterben begriffen. Von den Maoris wurden sie wegen ihres Fleisches und der Federn, die zur Herstellung von Mänteln verwandt wurden, eifrig verfolgt.

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Maori-Kanus in den Stromschnellen des Wanganui

Überall unterbrechen Stromschnellen den Lauf des Flusses. Reißend und schäumend jagt das Wasser zwischen den Felsen hindurch. Aber die Maoris waren ausgezeichnete Bootfahrer, die die Tücken des Stromes kannten. Mit ruhiger Sicherheit steuerten sie ihre Boote durch die gefährlichen Strudel.

Maori=Kanus in den Stromschnellen des Wanganui

Das Mündungsgebiet des Wanganui und die Taranakiküste sind reich an Eisensand. Da eine Eisengewinnung nur aus Eisensand bis heute nicht möglich ist, müssen vier Fünftel Erz mitverarbeitet werden. Gegenwärtig werden im Auftrage der Regierung Versuche gemacht mit dem Ziel, aus dem Eisensand allein Eisen her* zustellen. Sollten die Versuche erfolgreich verlaufen, dann würde damit die Rohstoffbasis Neuseelands erheblich verbreitert.

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Gletscher und Papageien

Als wir nach Wellington zurückkommen, liegt für uns bei Freddys Eltern ein Telegramm aus Green Gate: "Erwarte euch in zwei Wochen zurück - Vater." Wenn wir von der Südinsel noch etwas sehen wollen, dann müssen wir uns beeilen. Nach einem netten Abschiedsabend mit Freddy fliegen wir morgens über Christchurch nach Dunedin. In Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, macht die Maschine eine Zwischenlandung. Zwei Dinge haben Christchurch in Neuseeland berühmt gemacht: die gotische Kathedrale im Mittelpunkt der Stadt und der Hafen Lyttelton, der in einem großen, ertrunkenen Krater liegt. Von diesem Hafen aus gehen die Erzeugnisse des Landes in alle Welt: Wolle, Gefrierfleisch, Butter, Käse, Häute und vieles andere mehr. Zwei Stunden später landen wir in Dunedin, einer Stadt von rund 7o ooo Einwohnern, von denen 95 Prozent schottischer Abstammung sind. Aber wir halten uns nicht auf. Wir wollen keine Städte sehen, sondern das Land, Berge, Gletscher, Seen. - Stumm stehen wir beide am Fuß des Mount Cook. Zwei Tage haben wir gebraucht, um mit der Bahn, mit dem Autobus und zu Fuß von Dunedin hierherzukommen. Aber ich würde auch zwei Wochen reisen, um diesen gewaltigen, schneebedeckten Bergriesen anschauen zu können! Auf jeder Landkarte steht, daß der Mount Cook 3764 Meter hoch ist. Aber wie stolz und mächtig so ein Berg mit seinen schroffen Hängen und blendend weißen Schneefeldern aussieht, das habe ich mir im heißen, staubigen Green Gate nicht vorstellen können! Klaus hat mir auf unserem Weg über den Tasman=Gletscher viel vom Hochgebirge in Deutschland erzählt. Er ist auf der Zugspitze gewesen, auf dem Nebelhorn und dem Hochvogel. Jetzt steht er neben mir - auf der anderen Hälfte der Erdkugel - und blickt zum Gipfel des Berges hinauf, der gerade in einigen dichten Wolken verschwindet.

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Der Mount Cook auf der Südinsel Neuseelands

Stumm stehen wir am Fuße des Mount Cook. Zwei Tage haben wir gebraucht, um mit der Bahn, mit dem Autobus und zu Fuß von Dunedin hierherzukommen. Auf jeder Landkarte steht, daß der Mount Cook 3764 Meter hoch ist. Aber w i e stolz und mächtig so ein Bergriese mit seinen schroffen Hängen und blendendweißen Schneefeldern aussieht - das habe ich mir im heißen, staubigen Green Gate nicht vorstellen können!

Der Mount Cook auf der Südinsel Neuseelands

Die höchste Erhebung der neuseeländischen Alpen ist der Mount Cook, der Aorangi - "Wolkendurchbrecher" - der Eingeborenen. Sein Gipfelgrat ist bei einer durchschnittlichen Höhe von 3600 Metern über 2 Kilometer lang und fällt dann plötzlich an beiden Seiten steil ab. Dadurch erhält der Berg eine eigenartige, dachförmige Gestalt.

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Sogar seine Zahnschmerzen hat er vergessen, die ihm seit gestern abend zu schaffen machen.Wir gehen weiter. Je höher wir kommen, um so kälter wird es. Die grünen und braunen Papageien, die weiter unten durch die verkrüppelten, niedrigen Büsche flatterten, sind verschwunden. Der Himmel hat sich bezogen. Es beginnt zu schneien. Als wir am Abend die Hütte erreichen, auf der wir übernachten wollen, wird es schon dunkel. Außer uns ist niemand da. Aber der Schlüssel hängt am Türpfosten, und der Vorrat an Petroleum für Ofen und Lampe reicht. Es schneit die ganze Nacht hindurch. Morgens ist ringsum alles von einer dicken Neuschneedecke eingehüllt. Wir müssen die Augen schließen, so sehr blenden Sonne und Schnee. Andächtig stehen wir beiden kleinen Menschen vor den großen Bergen und den glitzernden Schneefeldern. Noch vor ein paar Wochen ritten wir durch den flachen australischen Busch, und die heiße, trockene Luft flimmerte über dem Sand. Noch vor ein paar Wochen glitt unser Boot durch die feuchtschwülen Sumpfwälder des Roper=Rivers, und schwammen wir im klaren Wasser zwischen den Korallenbänken des Barriereriffs. Wir standen vor heißen Springquellen und brodelnden Schlammlöchern, saßen am Feuer von Holzfällern im Kauriwald und in alten Moa=Höhlen. Und nun die Stille der Berge! Bautz! Ein Schneeball klatscht mir gegen das Kinn. "Wach auf, Jim! Die Schlacht beginnt!" lacht Klaus, der gerade dabei ist, sich mit dem frischen Schnee abzureiben. Ich kann mich gerade noch ducken, um dem zweiten Schneeball auszuweichen. Und dann geht's los - prustend und lachend wälzen wir beiden uns im Schnee. Nach einem langen Marsch talabwärts über unzählige Gebirgsbäche, über Gletscher und lange Schneefelder erreichen wir am Nachmittag einen reißenden, schäumenden Bach.

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Drüben, an der anderen Seite, beginnt anscheinend eine Straße, denn ein Auto steht da. Zwei Männer, in dicke Pelze gehüllt, beobachten uns aufmerksam. wie wir über die im Wasser liegenden Felsbrocken nach drüben turnen. Die beiden kommen aus Invercargill, von der Südspitze der Insel. Sie sind zum Wintersport mehrere Wochen in den neuseeländischen Alpen gewesen und wollen nun zurück. Sie laden uns ein, mitzufahren. "Diese Gebirgsbäche sind nicht ungefährlich", sagt Mr. Pearson, der ältere der beiden. "Die Geröllbrocken liegen häufig nicht fest. Ein Fehltritt - und das tobende Wasser reißt euch mit. 50 Kilometer östlich braust der Clyde=River zu Tal - ein wilder Bursche! Gleich von den ersten Weißen, die sein Quellgebiet erforschen wollten, forderte er ein Opfer. Der Deutsche Julius v. Haast leitete die Expedition. Ein englischer Botaniker, Dr.Sinclair, begleitete ihn. Beim Über schreiten des Clyde stürzte Dr. Sinclair und kam in dem reißenden Fluß ums Leben. Das war am 26. März 1861."

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Tasman-Gletscher

Auf unserem Weg über den Tasman-Gletscher erzählt mir Klaus vom deutschen Hochgebirge, denn hier sieht es ganz ähnlich aus. Je höher wir kommen, um so kälter wird es. Die grünen und braunen Papageien, die weiter unten durch die verkrüppelten niedrigen Büsche flattern, sind verschwunden. Der Himmel hat sich bezogen, es beginnt zu schneien.

Der Tasman-Gletscher

An der Ostseite des Mount Cook liegt der berühmte Tasman-Gletscher. Er ist 28 Kilometer lang und bedeckt eine Fläche von rund 10 000 Hektar. Hier im Hochgebirge der Südinsel gibt es übrigens Gemsen. Es sind die Nachkommen der Tiere, die Kaiser Franz Josef im vorigen Jahrhundert als Geschenk nach Neuseeland sandte.

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Dr. Sinclair verunglückt im Clyde-River

Die Gebirgsbäche auf der Südinsel Neuseelands können zur Zeit der Schneeschmelze sehr gefährlich werden. Besonders der Clyde-River ist ein wilder Bursche. Gleich von den ersten Weißen, die sein Quellgebiet erforschen wollten, forderte er ein Opfer. Der Deutsche Julius von Haast leitete die Expedition. Ein englischer Botaniker, Dr. Sinclair, begleitete ihn. Beim überschreiten des Clyde stürzte Dr. Sinclair und kam in dem reißenden Fluß ums Leben. Das war am 26. März 1861.

Dr. Sinclair verunglückt im Clyde=River

Auch zwei Deutsche haben wesentliche Beiträge zur Erforschung und Erschließung Neuseelands geleistet: Ferdinand v. Hochstetter, der 1829 in Eßlingen geboren wurde, hat seine Studien vor allem auf die Nordinsel konzentriert. Julius v. Haast, geboren 1822 in Bonn, erforschte als neuseeländischer Regierungsgeologe die Südinsel. Er starb 1887 in Wellington.

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Begeistert berichten die beiden von den Fjorden der Südwestküste. "Den Milford=Sound solltet ihr euch ansehen! Dutzende von Wasserfällen stürzen über die senkrecht aus dem Fjord aufragenden Felswände in die Tiefe. Dabei machen die größeren einen Lärm, daß man kaum seine eigenen Worte verstehen kann. Andere zersprühen auf vorstehenden Felsklippen, und wenn die Sonne scheint, leuchten Milliarden kleiner Wassertröpfchen in allen Farben des Regenbogens." Gern würden wir einen Abstecher nach der Südwestküste machen, von der Mr. Pearson sagt, daß sie an Norwegen erinnert. Aber die Zeit ist zu kurz. Die Nacht verbringen wir in Cromwell, einer kleinen Stadt in den Ausläufern der neuseeländischen Alpen. Vor 90 Jahren entdeckte man am Wakitipusee und am Ufer des Clutha Gold, und eine Welle von Glücksrittern ergoß sich über das Land. Damals entstand auch Cromwell. Heute ist es die Endstation der von Dunedin in die Berge führenden Bahn. - Frühmorgens geht es weiter. Es gibt kaum Bäume hier, nur niedriges verfilztes Gebüsch und hartes Tussockgras.

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Aber dann bleiben die Berge zurück, und die ersten Cabbage=Trees, die Kohlbäume, tauchen zwischen den Hügelketten auf. Diese Bäume haben wir fast überall in Neuseeland gesehen, mit ihren großen, verzweigten Kronen. An den Enden der Äste hängen dicke Blätterbüschel, die aussehen wie Kohlköpfe. Eine einsame Farm taucht rechts an der Straße auf. Auf den Wiesen weiden Rinder und Schafe. Mr. Pearson hält an, um Benzin nachzugießen. Wir stehen alle um ihn herum - ich halte den Trichter -, als Klaus plötzlich ruft: "Was ist denn da los? Was macht denn der verflixte Papagei mit dem Schaf?" Etwa 150 Meter von uns entfernt hat sich ein großer olivgrüner Papagei auf ein Schaf gestürzt. Er hockt auf dem Rücken des hilflosen Tieres, das verzweifelt blökt und durch Laufen und Springen versucht, seinen Angreifer abzuschütteln. Doch der sitzt fest. Immer wieder hackt er mit seinem gebogenen, kräftigen Schnabel in den Rücken des Schafes. Klaus und ich setzen mit einem Sprung über den Zaun. Als wüßte das Schaf, daß wir ihm helfen wollen, kommt es auf uns zu. Aber der Raubvogel ist hartnäckig. Erst als ihn ein wohlgezielter Stein am ausgebreiteten Flügel trifft, läßt er von seinem Opfer ab und erhebt sich langsam und unwillig in die Luft. Inzwischen ist auch Mr. Pearson herangekommen. Wir schauen uns das Schaf an, dessen Rücken durch die Schnabelhiebe des Papageien arg verletzt ist. Die Wolle ist blutig rot. "Wir müssen das Tier zur Farm bringen", meint Mr. Pearson. Aber da kommen schon drei Jungen quer über die Weide gelaufen, um nach dem Schaf zu sehen. Als wir wieder im Wagen sitzen, erzählt Mr. Pearson vom Kea, dem fleischfressenden Papagei Neuseelands. "Früher, bevor die Siedler Schafe ins Land brachten, fraß der Vogel Beeren. Er hat sich erst im Laufe der Zeit zum Raubvogel entwickelt. Besonders auf Schafe hat er es abgesehen.

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Der Milford-Sound

Begeistert erzählt Mr. Pearson vom Milford-Sound. "Dutzende von Wasserfällen stürzen über die senkrecht aus dem Fjord aufragenden Felswände in die Tiefe. Dabei machen sie einen Lärm, daß man kaum sein eigenes Wort verstehen kann. Manche zersprühen auf vorstehenden Felsklippen, und wenn die Sonne scheint, leuchten Milliarden kleiner Wassertropfen in allen Farben des Regenbogens."

Der Mlford=Sound

Die tief eingeschnittenen Buchten der Südwestküste sind von allen Fjorden, die es auf der Erde gibt, dem Äquator am nächsten. Sie rücken bis zu 441l2° südlicher Breite vor. Der nördlichste der neuseeländischen Fjorde, der Milford-Sound, ist landschaftlich besonders schön. Er ist von hohen, schneebedeckten Berggipfeln umgeben, von denen der Tutoko=Peak 2715 Meter Höhe erreicht.

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Kea-Papagei greift ein Schaf an

Etwa 150 Meter von uns entfernt hat sich ein großer, olivgrüner Papagei auf ein Schaf gestürzt. Er hockt auf dem Rücken des hilflosen Tieres, das verzweifelt blökt und durch Laufen und Springen versucht, seinen Angreifer abzuschütteln. Aber der sitzt fest. Immer wieder hackt er mit seinem gebogenen, kräftigen Schnabel in den Rücken des Schafes. - Es ist ein Kea, der fleischfressende Papagei Neuseelands.

Kea=Papagei greift ein Schaf an

Der Kea - der sich vom Pflanzenfresser zum Fleischfresser entwickelt hat - ist ein Mitglied der Familie der Nestorpapageien. Im Winter gräbt er tiefe Löcher in den Schnee, um Wurzeln und Insektenlarven zu finden. Ein zweiter Papagei, der nur in Neuseeland vorkommt, ist der Eulenpapagei, ein Nachtvogel, der in den Alpentälern der Südinsel in Wurzellöchern nistet.

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Er zerfetzt ihnen den Rücken und frißt das Fett ihrer Nieren. Natürlich gehen die meisten Schafe an den Verletzungen ein." Ich muß noch lange an den Kea denken. Erst an Bord des kleinen Frachtdampfers, der uns von Invercargill mit nach Melbourne nimmt, fällt mir unser Freund Brummy ein, den wir ja vor Antritt unserer Fahrt zurückgelassen hatten und der noch auf uns wartet. Da ist alles andere vergessen, und wir können kaum die Zeit abwarten, an Land zu kommen, als unser Pott am Kai in Melbourne festmacht. "Hallo - Taxe!" ruft Klaus das erste Auto an, das er sieht. Es ist zwar keine Taxe, sondern das Auto eines Schiffsmaklers; aber der Mann ist nett und fährt uns zu Brummys Pflegevater. Der ist ein bißchen enttäuscht, als er uns sieht - er hatte wohl geglaubt, wir würden unseren kleinen Koala vergessen! -; aber dann freut er sich wie wir, als der wollige Teddybär Klaus gleich beide Arme um den Hals legt, als wollte er sagen: da seid ihr ja endlich wieder! Einige Stunden später startet das Flugzeug, das uns über Alice Springs nach Halls Creek bringt. Und als wir Vater und Bill am Rande des Flugfeldes stehen sehen, da wissen wir: unsere Reise durch das Land der trockenen Ströme und durch die Insel der kochenden Seen ist zu Ende!