Aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Seite 05

 

Kennt Ihr meinen Freund Conny? - Nein? Also den müßtet ihr kennen lernen! Eigentlich heißt er gar nicht Conny, sondern Konrad - Konrad Pünneberg. Aber die Welt nennt ihn Conny. Ja wahrhaftig: alle Welt - Conny steckt nämlich in Amerika. Stellt euch vor, fünfzehn Jahre alt und schon nach Amerika! Nicht in den Vereinigten Staaten oder nach Kanada, wohin jetzt die meisten Leute fahren, sondern nach Mexiko. Ein Glück hatte der Bursche! Aber ich muß es euch schön der Reihe nach erzählen. Kommt da mein Freund Conny eines Tages aus der Schule. Er wohnt mit seiner Mutter in einer kleinen Stadt an der Weser. Pünnebergs waren aus den Osten vertrieben. Conny, seine Mutter und seine kleine Schwester. Der Vater ist im letzten Kriege gefallen. Frau Pünneberg mußte sich recht schwer durchschlagen. Ab und zu kam ein kleines Paket von ihrem Bruder aus Amerika. Der hatte in Mexiko eine Farm. Conny kommt also eines Tages aus der Schule nach Hause, sagt ,,Tag, Mutter!", will den Schulranzen schnell in die Ecke werfen und sich wieder aus der Tür drücken, um mit seinen Freunden Fußball zu spielen. Da ruft die Mutter aus der Küche: ,,Conny, komm mal her!" Wie er eintritt, sitzt seine Mutter auf dem Stuhl, hält einen Brief in der Hand und macht ein Gesicht zwischen Lachen und Weinen, aus dem er nicht recht schlau wird. ,,Konrad", sagt die Mutter feierlich, ,,hör mal zu! Onkel Karl in Mexiko hat einen Brief geschrieben" Ja, und dann liest sie den Brief vor.

Und darin steht, ganz schlicht und selbstverständlich, ob Conny nicht für einige Zeit nach Mexiko kommen wolle. Was meint ihr wohl: ob der kommen wollte?! Aber, werdet ihr sagen, was kümmert mich das, wenn dein Freund nach Mexiko fährt, wir waren ja doch nicht dabei und haben nichts davon. Langsam, meine Freunde! Denn jetzt kommt´s eigentlich erst, was ich euch erzählen wollte. Als es nämlich dann soweit war, hat Conny hoch und heilig versprochen, mir über alles, was er erlebte, Briefe zu schreiben. Anfangs habe ich geglaubt er flunkert; sitzt da irgendwo in Mexiko, denkt sich Abenteuer und Räubergeschichten aus und schreibt sie nieder. Aber dann hab´ ich gemerkt, daß man sich das, was er mir so schreibt, gar nicht alles so ausdenken kann. Das kann man wirklich nur erleben! Stellt euch vor, Conny war inzwischen nicht nur in Mexiko. Sein Vetter hat ihn mit nach Brasilien genommen, im Flugzeug. Ganz Mittel- und Südamerika hat der Junge gesehen. Ich habe die Briefe alle aufgehoben und für euch schön der Reihenfolge geordnet. Eins kann ich euch noch verraten: Seitdem ich Connys Briefe habe, brauche ich keine Indianer- und Abenteuerschmöker mehr. In den Briefen stehen viele interessante Sachen. Und nebenbei habe ich Land und Leute in Mittel- und Südamerika kennengelernt wie früher in der Schule nicht, wo ich in Erdkunde immer nur 4 minus hatte. Jetzt kriege ich mindestens 2 plus. Ihr könnt euch drauf verlassen.