Chile

Reiseberichte Chile

Von Chile ins alte Inkareich

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Aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Das kalte Wasser des Humboldtstroms

Auf dem Dampfer "Santiago" an der chilenischen Küste. - Jupp! Entsinnst Du Dich noch, daß ich Dir während der fahrt von Hamburg nach Mexiko von dem warmen Golfstrom schrieb? Hier unten gibt es auch eine Meeresströmung. Das ist der Humboldtstrom, der ist aber kalt. "Paß auf, Pünneberg", erklärt mir Käptn Hoorn und zeichnet mit ein paar Strichen die Meeresströmung auf ein Stück Papier. Der Humboldtstrom kommt aus der Antarktis und bringt kaltes Wasser mit - in Richtung Äquator bis über Peru hinaus. Dann wendet er sich nach Westen. Da strömen also beständig große Wassermassen ab, und die müssen doch irgendwie ersetzt werden. Aber woher nehmen? Tja, woher denn anders als aus den Tiefen des Ozeans! "Auftriebwasser" nennt man das. Und das ist man nun auch reichlich kühl, wenn es an die Küste kommt. Und die Luft da drüber, die wird dadurch auch abgekühlt. Kommt sie übers warme Land, erwärmt sie sich und wird trocken. Tja, und davon sind nun manche Strecken an der Westküste Südamerikas regenarme oder fast regenlose Wüsten geworden. Tja, so ist das mit dem Humboldtstrom. Das kältere

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Meuterei an Bord des Flaggschiffs

Wochen um Wochen ist Magellan schon mit seiner Flotte unterwegs. Da bricht auf dem zweitgrößten Schiff eine Meuterei aus. "Der Kommandant ist mit dem Teufel im Bündel Er führt uns ins Verderben! Schlagt ihn tot, den Portugiesen!" so schreien sie. Die Meuterer wollen Magellan vom Flaggschiff locken. Aber der geht nicht in die Falle. Er bleibt hart und schlägt den Aufstand nieder. Einer der meuternden Kapitäne wird enthauptet.

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Magellan

Fernao de Magalhäes wurde 1480 in Portugal geboren. Er erwarb sich auf Eroberungs- und Handelsfahrten an der afrikanischen Küste Verdienste und ging schließlich nach Spanien, von wo aus er 1519 mit fünf Schiffen und etwa 280 Mann nach Westen aufbrach.

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Auf dieser Seite befindet sich der Teil Chile aus dem Sanella Album:

Mittel und Südamerika

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Wasser aus der Tiefe ist von grünlicher Farbe, während weiter westlich die Wasser des Humboldtstromes tiefblau dahinfluten. In dem kühlen Wasser gibt es Unmengen von Fischen, die zahllose Seevögel anlocken, die an der Küste und auf den Inseln nisten und brüten. "Und Humboldt? Warum hat wohl die Meeresströmung diesen Namen?" fragte mich Fernandez. Das habe ich nicht gewußt. Jupp, weißt Du es? - Alexander von Humboldt war ein berühmter deutscher Naturforscher, der Anfang des vorigen Jahrhunderts in Südamerika gereist ist und auch die Meeresströmung beobachtet und beschrieben hat.

Am Fuße der Kordilleren entlang

Ehe wir in wenigen Stunden in Valdivia an Land gehen, will ich noch meinen Brief zu Ende schreiben. Auf der langen Seefahrt von Feuerland bis hier herauf habe ich erst so richtig gesehen, was für ein gewaltiges Kettengebirge die Anden sind. Wie eine riesige Mauer ragen sie aus der Tiefebene an der Küste auf und steigen, je weiter wir nach Norden kommen, immer höher an. Schneebedeckte Dreitausender und noch höhere Berge sind darunter. Allmählich nimmt auch der Wald wieder zu, aber noch ist es ein kalter, feuchter Nebelwald. Sturmvögel, die Albatrosse, kreuzen unseren Weg, Möwen begleiten unser Schiff. Am Strand der vielen Inseln sind mit dem Fernglas Pinguine und Seelöwen zu erkennen. Die südlichste Küstenlandschaft Chiles erinnert an die norwegischen Fjorde, meint Käptn Hoorn, der schon in jedem Winkel der Welt gewesen ist. Eben fragte mich Käptn Hoorn, wie tief ich das Meer hier wohl schätzte. Ich habe ein paar hundert Meter geraten.

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Aber Käptn Hoorn schüttelt geringschätzig den Kopf: "Nein, nein - so hoch wie die Berge in der Ferne sind, so tief ist es auch."Ganz rasch sinkt der Meeresboden von der Küste bis auf 4000 und 6000 m Tiefe ab. "Die Erdrinde ist hier ordentlich verbogen", meint Fernandez. "Kein Wunder, daß es öfter Erdbeben und noch viele tätige Vulkane gibt!" - Da kommt der Hafen von Valdivia in Sicht! Tjüs, bester Jupp, ich gebe den Brief, wenn wir an Land gehen, gleich zur Post.

"Im letzten Winkel der Welt"

Ich muß nun wieder anfangen, so eine Art Tagebuchbrief zu schreiben. Wann er zur Post gelangt, weiß ich noch nicht. Wir sind ziemlich weit von einer Poststation entfernt. "El ultimo rincon del mundo" - den letzten Winkel der Welt nannten die Spanier einst das südliche Chile. Von Valdivia aus haben wir nach Santiago telegrafiert, ob Onkel Tom und Paulo schon eingetroffen sind. Sie sind noch nicht da. "Dann machen wir eine Bergtour in die chilenische Schweiz", schlug Fernandez vor, "ein so passendes Klima für Dich Mitteleuropäer, lieber Conny, wie hier in diesem herrlichsten Winkel auf Gottes Erdboden gibt es in Südamerika kaum noch einmal!"

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Verurteilung der Meuterer

Der erste, der den westlichen Seeweg nach Indien fand, war der spanische Seefahrer Magellan. Er fuhr mit einer kleinen Flotte von Segelschiffen um das heute noch so berüchtigte Kap Hoorn. - Unterwegs gab es Meuterei. Die Stürme und der Hunger hatten die Männer mürbe gemacht. Sie wollten Magellan zum Umkehren zwingen. Aber dieser war unbeirrbar: er ließ die meuternden Kapitäne enthaupten und erreichte 14 Tage später die Philippinen. Dort wurde er im Kampf mit den Eingeborenen erschlagen.

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Entdeckung der Ostküste

Schon vor Magellan sind Spanier und Portugiesen an der Ostküste Südamerikas nach Süden vorgedrungen. Nachdem spanische Seefahrer an der Mündung des Amazonas gewesen waren, entdeckte der Portugiese Cabral im Jahre 1500 Teile der Küste von Brasilien.

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Als wir von Valdivia ins Land hineinfuhren, gab es eine Überraschung: Die Holzhäuser der Siedlungen mit ihren Blumentöpfen an den Fenstern und Vorgärten an den Häusern sahen wie deutsche Bauernhäuser aus. "Richtig geraten!" sagte Fernandez. Hier wohnen tatsächlich viele Deutsche. Und die Kühe auf den Bergweiden sehen wie unsere friesischen aus. Das Vieh wird von den Hirten bis hoch in die Berge getrieben. Land und Leute machen einen fast europäischen Eindruck. Neger und Asiaten gibt es fast überhaupt nicht in Chile. Aber, lieber Jupp, das schönste ist hier doch die großartige Landschaft. Ich schreibe Dir das jetzt während einer Rast hoch im Gebirge, am Ufer eines tiefblauen Bergsees. Wir sind heute früh noch vor Sonnenaufgang aufgebrochen, Fernandez, ein chilenischer Führer und ich. Zuerst hoben sich die gewaltigen Silhouetten der Berge vom heller werdenden Himmel ab, an dem die letzten Sterne verblaßten. Dann wurde der Himmel gelblich, bis die hinter den Bergen emporsteigende Sonne alles mit strahlendem Licht übergoß. Vor uns liegt der Orsono, ein gewaltiger Vulkan. Sein Krater ist erloschen und vollständig vergletschert.

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Wie ein Edelstein leuchtet die Eiskuppe auf dem Blau des Himmels. Mächtige Wälder steigen an den Hängen empor. In der Ferne braust der Wasserfall eines Gebirgsflusses. Die Täler sind steil und eng.

Erdbeben und Vulkanausbruch

"Da drüben", zeigt uns der chilenische Führer, "das ist der Calbuco, ein noch tätiger Vulkan. Vor 35 Jahren, Senores, da hat er seinen letzten Ausbruch gehabt. Caracho, beängstigend ist es gewesen, aber auch schaurig schön. Besonders nachts. Das Flammenmeer über dem Gipfel hat eine unglaubliche Helle verbreitet. Aber 1939, das große Erdbeben in Mittelchile. Madre dios! Ich habe es miterlebt. Beim ersten Stoß sind wir ins Freie gerannt. Oh, schrecklich, furchtbar ist es gewesen! Als wir uns umdrehten, war die Hütte verschwunden, vom Erdboden verschluckt. Gelaufen sind wir - in Todesangst, die Erde schwankte unter unseren Füßen. Glauben Sie mir, Senores, das war wie ein Weltuntergang. Das ganze, weite Land ist verwüstet worden. Kein Baum und kein Strauch mehr, so weit man sehen konnte."

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Der Inquilino lief davon

Unser chilenischer Führer erzählt aus seinem Leben. Er hat einmal eine große Dummheit begangen, ist seinem Patron, dem Besitzer einer Hacienda, davongelaufen. Kein anderer Hacendado hat ihm daraufhin wieder Arbeit gegeben. Warum denn nicht? Oh, das ist ungeschriebenes Gesetz hierzulande. Der Inquilino ist ein seßhafter Arbeiter auf der Hacienda. Ein Stückchen Land überläßt ihm der Patron zum Bebauen. Das reicht gerade für ein paar

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Trauerfeier auf Magellans Flaggschiff

Wie ein Gespenst ging auf den Schiffen der Hunger um. Alle Vorräte waren aufgebraucht. Seit vierzig Tagen nichts als Himmel und Salzwasser. Die Lage wurde von Tag zu Tag hoffnungsloser. Täglich mußten neue Opfer des Hungers dem Meer übergeben werden.

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Staatenbildung in Südamerika

Etwa drei Jahrhunderte nach den Fahrten Magellans und der anderen Entdecker sind die südamerikanischen Gebiete Kolonialland geblieben. Spanien besaß vor allem den Norden und Westen, Portugal den Osten (Brasilien). 1810 begannen die erfolgreichen Unabhängigkeitskämpfe der spanischen Kolonien. 1822 wurde Brasilien Kaiserreich und 1899 Republik.

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Vor dem vergletscherten Krater des Orsono-Vulkans

Noch vor Sonnenaufgang brachen wir auf Zuerst hoben sich vom heller werdenden Himmel die dunklen Silhouetten 6er Berge ab. Die letzten Sterne verblaßten. Dann wurde der Himmel gelblich, bis die hinter den Bergen emporsteigende Sonne alles mit strahlendem Licht übergoß. Vor uns lag der Orsono, ein gewaltiger Vulkan. Mächtige Wälder stiegen an den Hängen empor. Sein Krater ist erloschen und völlig vergletschert. Wie ein Edelstein leuchtete die Eiskuppe auf dem Blau des Himmels.

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Chile

Der dritte der südamerikanischen ABC=Staaten neben Argentinien und Brasilien und das Land ungeheuerer Gegensätze. Die Steilküsten sind hafenarm. Das Land ist etwa 4200 km lang, aber nur 100-200 km breit. Es ist ein Freistaat. Die Spanier haben es von Peru aus erobert. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Unabhängigkeitskampf zugunsten Chiles entschieden.

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Hühner, eine Ziege, ein Schwein - eine Hütte aus Astwerk,

mit Lehm beworfen. Drinnen kärglichster Hausrat und eine mit Kuhhaut, auf Holzleisten gespannt, als Bett. Knapper Tagelohn, eine Handvoll gesalzenes Trockenfleisch und ein Topf voll Mais - gerade soviel, um nicht zu verhungern. "Das ging so jahraus, jahrein, seit Generationen", fuhr der arme Peon fort. "Als Zahltag war, hab' ich eins über den Durst getrunken, Pisco, eine Art Weinbrand, den man an der ganzen Westküste entlang trinkt. Warum immer nur armer Inquilino sein wie Vater und Großvater? Also, noch einen Pisco! Und dann hatte ich plötzlich Mut und bin auf und davon. Ich war zwar kein Inquilino mehr, aber ein besseres Leben hab' ich auch nicht gefunden."

Onkel Tom schickt ein Telegramm

Wieder in Valdivia. Von Onkel Tom lagen zwei Telegramme für uns auf der Post. Wir sollten endlich nach der Hauptstadt Santiago kommen. Am nächsten Tag. Wir sitzen im Zug und fahren nordwärts nach Santiago. , Unendlich langgestreckt ist dieses Land.

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Eigentlich nur ein Küstenstreifen oder besser ein großes Längstal zwischen einer niedrigen Küstenkordillere und der gewaltigen Hochgebirgskette, die nach Norden zu immer höher ansteigt. Fernandez meint, die durchschnittliche Breite des Landes entspricht vergleichsweise etwa nur der Entfernung Berlin-Hannover. Seine Länge aber - Jupp, schlag den Atlas auf, sieh nach und staune! - einer Strecke von Kopenhagen bis zum Tschad=See. Nein, Jupp, das ist kein Witz: wirklich bis zum Tschad=See mitten in Afrika.

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Paulo berichtet vom Andenflug

Große Wiedersehensfeier in Santiago! Onkel Tom und Paulo holen uns ab. Es gibt viel zu erzählen. Aber alles, was wir auf unserer Schiffsreise erlebt haben, verblaßt vor dem Andenflug, den die beiden hinter sich haben. Der dicke Paulo wollte anfangs lieber mit der Eisenbahn fahren. Aber Onkel Tom verachtet doch die Eisenbahn als unmodern, und so ging es also im Flugzeug über die Anden. - "It was wonderful!" bestätigt Onkel Tom und schiebt die Pfeife in den Mundwinkel. "Wir haben dem Aconcagua persönlich guten Tag gesagt." "Wem?" "Oh, look, there!" Er zeigt in die Ferne. Von dort grüßt der majestätische Schneegipfel des höchsten Berges von Chile herüber. Paulo muß erzählen. "Auf dem Flugplatz in Mendoza haben uns die Leute gesagt, die Anden seien das gefährlichste und heimtückischste Gebirge der Welt", beginnt er gewichtig. "Auf und Abwinde gibt es an den Hängen, ich kann euch sagen! Und plötzliche Wetterwechsel, die wie aus heiterem Himmel kommen! Aber trotzdem wird die Strecke Buenos Aires-Mendoza-Santiago regelmäßig von Verkehrsflugzeugen beflogen. Besonders die Chilenen sind hervorragende Flieger.

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Vulkanausbruch in Chile

Diese Menschen fliehen vor den glühenden Lavamassen, die der plötzliche Ausbruch des Vulkans die Berghänge hinunter fließen läßt. Die Nacht ist gespenstisch erleuchtet, die Erde bebt, und von Angst und Grauen gepackt, versuchen die Einwohner der bedrohten Ortschaften, sich und ihre wenigen Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen. Hier in den Kordilleren ist die Erde noch nicht zur Ruhe gekommen. Erdbeben, Flutwellen und Vulkanausbrüche gefährden ständig das Leben der Menschen.

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Die Anden in Chile

Chile ist ein typisches Gebirgsland, reich an Vulkanen. Die Anden steigen nach Norden zu immer höher an. Die Gebirgslandschaft wandelt sich von den südlichen Nebel und Regenwäldern bis zu den heißen Trockenwüsten im Norden.

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Albatrosse

Auf der langen Seefahrt von Feuerland an der chilenischen Küste entlang habe ich erst so richtig gesehen, was für ein gewaltiges Kettengebirge die Anden sind. Wir konnten mit dem Fernglas mächtige schneebedeckte Berggipfel erkennen; an den Ufern der steil abfallenden Küste tummelten sich Pinguine und Seelöwen. Albatrosse begleiteten unser Schiff, wir konnten sie sogar ohne Schwierigkeiten fangen. Es sind mächtige Vögel mit einer Flügelspannweite bis zu 4 m.

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Albatros

Große, kräftige Sturmvögel, die über 1 m lang werden und deren Flügelspanne bis zu 4 m reichen kann. Sie folgen den Schiffen Hunderte von Kilometern weit und nisten auf einsamen Felseninseln.

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Anfangs war es ganz gemütlich. In bunten Farben lag die vulkanische Bergwelt unter uns, zur Seite die Schneegipfel gegen den azurblauen Himmel. Plötzlich begann das Flugzeug rasend schnell zu fallen. Ein Abwind hatte es erfaßt. Die Felsen und Berge kamen näher - in Sekundenschnelle. Vor uns nur Felsen, nichts als Felsen. Und wir fielen noch immer. Hatte der Flugzeugführer völlig die Gewalt über die Maschine verloren? - Glaubt mir, in den paar Sekunden hat jeder schnell ein Vaterunser gebetet! - Und es hat geholfen! - Plötzlich hörte der teuflische Wind auf. Die Maschine verlor nicht mehr an Höhe. In 5000 Meter etwa überflogen wir den Paß, auf dem sich eine steinerne Christusfigur und eine Funkstation befinden." Paulo schnaufte vor Aufregung. Er gab zu, dann nicht mehr viel gesehen zu haben. Er hatte plötzlich eine Tüte benützen müssen, weil er "seekrank" geworden war. Als er unten im Dunst des Tieflands Santiago auftauchen sah, hatte er dankbar aufgeatmet. "Großartig, wirklich großartig", schloß er seinen Bericht. "Aber ich fahr' doch lieber mit der Eisenbahn." - Morgen Abschiedsfeier mit Paulo. Er bleibt bei Verwandten hier in Santiago.

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Vogelmist, der Reichtum brachte

Bald hätte ich vergessen, noch ein besonderes Erlebnis aufzuschreiben. Jupp, Hand aufs Herz, wenn Du Dich von der Schule her an Chile erinnerst, kommt Dir ein bestimmtes Wort in den Sinn. "Eine Quelle des Reichtums für dieses Land", pflegte unser Erdkundelehrer zu sagen. - Richtig, der Guano! - Also Du, was die zahllosen Vögel hier seit Jahrhunderten produziert haben . . . Junge, Junge, da kann man nur staunen und sich die Nase zuhalten. Meterdick liegt der Vogelmist und stinkt kilometerweit gegen den Wind. Man gräbt ihn einfach ab. Das soll allerdings nicht zu den appetitlichen Beschäftigungen gehören. Wir sind auf einem Vogelfelsen herumgeklettert. Kommst Du näher, fliegen riesige Scharen von Möwen auf. Wie weiße Wolken sieht das aus. Bei jedem Schritt mußt Du aufpassen, nicht auf Eier oder Jungvögel zu treten. Auf Klippen und in den Schrunden brüten die Alten in ungezählten Scharen. Kormorane, Tölpel und wie sie alle heißen. Wie wir näher kamen, liefen sie oft nur unbeholfen ein paar Schritte beiseite und blickten uns mißtrauisch nach, um dann zu ihrem Nistplatz zurückzuwatscheln. Am komischsten benahmen sich die jungen Möwen.

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Wenn wir auf sie zukamen, steckten sie einfach den Kopf in den nächsten Felsspalt, wohl in der Meinung, wir sähen sie dann nicht. Sie waren jetzt leicht zu greifen. Aber da schossen auch schon mit gellenden Schreien die Alten auf uns herab und pfeilschnell an unsern Köpfen vorbei. Wir duckten uns unwillkürlich, ließen das Möwenjunge los und machten uns aus dem Staube, weil die Angriffe immer heftiger wurden. Es war ohnehin eine ziemlich gewagte Kletterpartie. Noch lange hatten wir das gellende Geschrei vom Vogelfelsen in den Ohren.

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Unser Besuch auf einer Vogelinsel

Wir sind auf einem Vogelfelsen herum geklettert. Bei jedem Schritt muß man aufpassen, nicht auf Eier oder Jungvögel zu treten. Auf den Klippen und in den Schründen brüten die Alten in ungezählten Scharen. Kormorane, Tölpel und wie sie alle heißen. Wie wir näher kamen, liefen sie oft nur Unbeholfen ein paar Schritte beiseite und bückten uns mißtrauisch nach, um dann zu ihren Nistplätzen zurückzukehren.

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Guano

Das Wort bedeutet auf spanisch "Mist". Es ist der berühmte Vogeldünger, der an der südamerikanischen Westküste gewonnen wird. Hier lagert er in dicken Schichten bis zu 30 m. Schon die alten Peruaner verwendeten ihn als Düngemittel und schützten die Vögel.

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Wir durchqueren die Salpeterwüste Atacama

Gewiß die trostloseste, ödeste Gegend der Welt, die wir auf einem Lkw. durchquerten. Nicht ein grünes Hälmchen wächst hier, jahrzehntelang fallt kein Tropfen Regen. Über Tag erhitzt die glühende Sonne das Land, in den eiskalten Nächten springen und splittern die Felsen. Alles ist mit schwarzgrauem und graugelbem Staub überzogen. Wellblechbaracken und rauchende Schlote, grell bemalte Kinos und Kantinen - das sind die einzigen Abwechslungen in der wasserlosen Staubhölle.

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Salpeter

In der chilenischen Wüste Atacama liegen gut 90 Prozent allen Salpeters der Welt. "Salzfelsen" bedeutet der Name. Chemisch bezeichnet man die kostbare Pflanzennahrung als Natriumnitrat.

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Quer durch die Salpeterwüste

Mein Tagebuch bleibt lückenhaft, ich weiß. Jetzt sind wir schon hoch im Norden des Landes: in der Wüste Atacama. Onkel Tom, der schon viel in der Welt herumgekommen ist, sagt, das sei mit die ödeste, trostloseste Gegend der Welt. Ich will es gern glauben. Nicht ein grünes Hälmchen wächst hier. Jahrzehntelang fällt kein Tropfen Regen. Über Tag erhitzt die glühende Sonne das Land. In den eiskalten Nächten springen und splittern die Felsen. Alles ist mit schwarzgrauem und graugelbem Staub überzogen. Wellblechbaracken und rauchende Schlote, grell bemalte Kinos und Kantinen - das sind die einzigen Abwechslungen in der wasserlosen Staubhölle. - Wir hatten hier ein seltsames Erlebnis. Als ich mir mit dem Kamm durch die Haare fuhr, gaben sie winzige Funken. Als ich mir ein frisches Hemd anzog, knisterte es vernehmlich. Alles scheint elektrisch geladen. Das soll an der trockenen Luft liegen, sagen die Leute, die das täglich erleben. Mitten in dieser Einöde stehen riesige Salpeterwerke.

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Man räumt den Gesteinsschutt weg, und dann tritt der weißliche Salpeter zutage, in der Sonne glitzernd, einst kostbarstes Düngemittel neben dem Guano. "Heute ist seine Bedeutung für mancherlei Zwecke zurückgegangen, seitdem man synthetischen Stickstoff aus der Luft herstellen kann", sagt Fernandez. "Aber immer noch wichtig und kostbar", meint Onkel Tom, der hier Nordamerikaner besucht, die Leiter der Gesellschaft, die den Abbau des Salpeters betreibt.

Mäuse, Ratten und Chinchillas

Seltsam, in dieser entsetzlichen Öde gibt es doch Tiere. Mir fiel gleich ein merkwürdiger Geruch auf, weißt Du, so wie in einem Keller, wo Ratten hausen. Tatsächlich sieht man die Biester hier häufig, auch Mäuse und Eidechsen. Wovon sie eigentlich leben, ist mir schleierhaft. Das merkwürdigste Tier aber, das es auch hier in der Salpeterwüste gibt, ist das Chinchilla. Du mußt Dir ein Wesen halb Maus, halb Eidechse vorstellen. Dem seidenweichen, glänzenden Fell nach ist es eine Maus. Es kann sich aber wie eine Eidechse stundenlang an einer glatten Wand festhalten, oft in der glühenden Mittagshitze.

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Ein Arbeiter zeigte uns ein solches Tierchen in einem Käfig in der Baracke. Es war ganz zahm und zutraulich. Es gibt aber auch Chinchilleros", Chinchillajäger, die mit Hunden richtige Treibjagden auf die Tiere veranstalten, ihrer kostbaren Fellchen wegen.

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Jagd auf Chinchillas

Das merkwürdigste Tier, das es in der SaIpeterwüste gibt, ist das Chinchilla. Man muß sich ein Wesen halb Maus halb Eidechse vorstellen. Dem seidenweichen Fell nach ist es eine Maus. Es kann sich aber wie eine Eidechse stundenlang an einer glatten Wand festhalten/ oft in der glühendsten Mittagssonne. Ein Arbeiter zeigte uns ein solches Tierchen in einem Käfig in der Baracke. Es war ganz zahm und zutraulich. Es gibt übrigens "Chinchilleros", Chinchillajäger, die mit Hunden richtige Treibjagden auf die Tiere veranstalten, ihrer kostbaren Fellchen wegen.

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Chinchilla

Ein kleines Nagetier mit schiefergrauem oder schwärzlichem Pelz, dessen Haare helle Spitzen tragen. Man jagt es wegen seines kostbaren Fellchens. Schon bei den alten Peruanern waren die Pelze begehrt. Das Tier gehört zur Familie der Hasenmäuse.

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Kupfergewinnung mit Großbaggern

Onkel Tom hat uns mit zur Kupfermine Chuquicamata genommen. Sie gilt als die größte der Weit, 3000 m hoch gelegen, mitten in einer Bergwüste. Ganze Höhenzüge bestehen hier aus kupferhaltigem Erz. An den Berghängen sind große Terrassen eingesprengt. Elektrische Großbagger fressen sich in den Hang und verladen das erzhaltige Gestein in die Waggons, in denen es zur Aufbereitung gebracht wird.

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Chuquicamata

Einer der größten Hüttenbezirke Südamerikas, 3000 m hoch gelegen, mit einem gewaltigen Kupferbergwerk. Chile ist das kupferreichste Land der Welt.

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Die größte Kupfermine der Welt

Onkel Tom hat uns mit zur Kupfermine Chuquicamata genommen. Sie gilt als die größte der Welt, ist auch in nordamerikanischen Händen, 3000 Meter hoch gelegen, mitten in der Bergwüste. Ein trostloser Ort, wo einige Amerikaner und ein paar hundert Indios wohnen, die das Kupfer abbauen. Ganze Höhenzüge bestehen hier aus kupferhaltigem Erz. Wir kamen gerade zu einer gewaltigen Sprengung zurecht, mit der Gesteinsmassen gelöst wurden. An den Berghängen sind große Terrassen eingesprengt. Elektrische Großbagger fressen sich in den Hang und verladen das erzhaltige Gestein in Waggons, in denen es zur Aufbereitung gefahren wird. Staub, Hitze und Einöde hatten uns ganz krank gemacht. Welch ein Anblick, als wir beim Hafen Antofagasta endlich die weißen Schaumkämme des Meeres wiedersahen! Aber Regen oder Luftfeuchtigkeit gibt es auch hier nicht. - Lieber Jupp, jetzt muß ich meinen Bericht aus Chile endlich schließen und den dicken Brief zur Post geben. In einer Stunde fahren wir mit einem Omnibus los - Richtung Bolivien.

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Hochgebirgsfahrt mit Ohrensausen und Nasenbluten

La Paz, Bolivien, 3700 Meter hoch. - Lieber Jupp, ich kriege keinen ordentlichen Brief zustande. Dauernd muß ich gähnen, mein Puls jagt, und der Kopf tut weh. Ich kann auch gar keinen rechten Gedanken fassen. Es ging schon unterwegs los, als wir erst mit dem Auto, dann mit der Bahn, ins bolivianische Hochland fuhren. In endlosen Windungen keuchte der Zug bergauf. Ab und zu eine Station - eine kleine Bude aus Holz und Wellblech. Und weiter! geht es, immer höher hinauf. "Die Zugspitze läge jetzt schon unter uns", sagt Fernandez. Lange waren tief unter uns noch das blaue Meer und der silberweiße Brandungsstreifen zu erkennen. Der Zug klettert weiter. In den Schläfen beginnt es zu klopfen. Wir sind die Höhe noch nicht gewöhnt. Die meisten Fahrgäste im Zug nicken ein. Ich bekomme plötzlich heftiges Nasenbluten und Ohrensausen. Und immer steiler geht es hinauf, durch wildes Gestein, an düsteren Schluchten vorbei. Der Fels leuchtet rötlich gegen den dunkelblauen Himmel. Endlich haben wir die Hochfläche erreicht - weithin ist nichts als gelbliches Gras zu sehen.

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Dort drüben eine Indianerhütte. Der Zug hält wieder. Neben dem kümmerlichen Stationsgebäude hocken Indianerweiber, eine ganze Reihe, und bieten uns Eier und gebratene Hühner zum Kauf an. Dann keucht der Zug weiter auf La Paz, die bolivianische Hauptstadt, zu.

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Sprengungen in der Kupfermine

Onkel Tom hat uns zur Kupfermine Chuquicamata mitgenommen. Sie gilt als die größte der Welt, 3000 m hoch gelegen, mitten in der Bergwüste. Ganze Höhenzüge bestehen hier aus kupferhaltigern Erz, Wir kamen gerade zu einer/gewaltigen Sprengung zurecht, mit der die Gesteinsmassen gelöst wurden. In die Berghänge sind große Terrassen eingesprengt.

Album 60 Platz

Antofagasta

Nordchilenische Provinz, die besonders reich an Mineralschätzen ist, hauptsächlich an Kupfer und Salpeter. Die gleichnamige Hauptstadt an der Küste ist trotz ihres schlechten Hafens der zweitgrößte Handelsplatz Chiles.

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Chile ist ein Staat mit einer Fläche von 755.696 kmē im Südwesten Südamerikas. Das Land grenzt im Westen und Süden an den Pazifischen Ozean, im Norden an Peru im Nordosten an Bolivien und im Osten an Argentinien sowie an den Atlantischen Ozean, die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 6.329 Kilometer. Daneben zählen zum Staatsgebiet die im Pazifik gelegene Osterinsel (Rapa Nui), die Insel Salas y Gómez, die Juan-Fernández-Inseln (einschließlich der Robinson-Crusoe-Insel), die Desventuradas-Inseln sowie im Süden die Ildefonso-Inseln und die Diego-Ramirez-Inseln. Ferner beansprucht Chile einen Teil der Antarktis. Hile hat 16.763.470 Einwohner (2008). Die Chilenen mit europäischen Vorfahren und Mestizen bilden rund 95,4 Prozent der Bevölkerung. 4,6 Prozent wird durch die Indiobevölkerung gebildet.

Nordchile besitzt viele Berge, die über 6.000 m hoch sind. Der höchste Punkt Chiles ist der erloschene Vulkan Ojos del Salado. Zwischen der Küste und der westlichen Anden-Hauptkette erstreckt sich die Atacamawüste. Diese Wüste ist eines der trockensten Gebiete der Erde. Die Wüste war in der Vergangenheit für ihre großen Salpetervorkommen bekannt, während dort heute vor allem Kupfer gefördert wird. Die größte und wichtigste Stadt dieser Region ist die Hafenstadt Antofagasta (310.000 Einwohner).

In Mittelchile herrscht ein dem Mittelmeerraum vergleichbares Klima. Diese Region ist sehr fruchtbar und dicht besiedelt. Hier befindet sich die Hauptstadt Santiago de Chile mit rund 5 Millionen Einwohnern. Daneben sind Valparaíso (Seehafen und Parlamentssitz, 280.000 Einwohner), Viña del Mar (beliebter Urlaubsort, 320.000 Einwohner) und Concepción (Zentrum der Landwirtschaft und Industrie, 216.000 Einwohner) von Bedeutung.

Das sehr dünn besiedelte Südchile ist eine äußerst niederschlagsreiche Region. Die Küste ist durch eine Vielzahl vorgelagerter Inseln stark zerklüftet. Südlich des Festlandes befindet sich die Insel Feuerland, die sich Chile mit dem Nachbarland Argentinien teilt. Auf der Feuerland vorgelagerten Insel Isla Hornos befindet sich mit Kap Hoorn der südlichste Punkt Chiles und Südamerikas. In West-Ost-Richtung gliedert sich das Land in einen schmalen Küstenstreifen, der nach Süden breiter wird, und die westliche Anden-Kette entlang der Grenze zu Bolivien und Argentinien.