Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Besonderes, das gleichzeitig das Geheimnis der beiden gleichen Amulette enthüllt: eine vergoldete Gießform zur Herstellung jener tönernen Buddhafiguren, über deren Ähnlichkeit Tom sich so sehr wunderte, als er damals in Peking die zweite bekam. Dorrtsche hat auf dem Basar noch einige warme Kleidungsstücke eingekauft. Es ist Herbst geworden. Wenn die Sonne in windgeschützten Tälern auch immer noch warm scheint, so friert es doch in den Nächten, und bei dem Ritt über die hohen Pässe wird es bitterkalt. Sechs Wochen später sind Tom und Dorrtsche wieder auf dem Flugplatz in Tschengtu. Ihre Abschiedsstunde hat geschlagen. Bei dem gemeinsamen Ritt durch das gefahrenreiche, winterliche Osttibet sind enge Freundschaftsbände zwischen ihnen geknüpft worden. Dorrtsche hat Tom alle seine Geheimnisse anvertraut und ihm in der letzten Herberge einen Goldklumpen geschenkt, den Tom gerade in eine Hand einschließen kann. Schon aus Batang hat er ein Telegramm an die Familie Wang nach Schanghai geschickt:

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RÜCKKOMME TSCHENGTU IN ETWA 14 TAGEN STOP IST VATER BIRKENFELDT NOCH IN PEKING STOP ERWARTE ANTWORT FLUGPLATZ TSCHENGTU TOM

Eben hat Tom das Anworttelegramm geöffnet:

VATER IN SCHANGHAI GRÜSSE STOP ERWARTE DICH TSCHUNGKING JANGTSEHOTEL

WANG TSCHIPPING

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So müssen sich Toms und Dorrtsches Wege nun trennen. Der Lama fliegt nach Peking zurück, und Tom fährt mit dem Fernautobus nach Tschungking und dann mit einem Jangtsedampfer nach Schanghai. Mit Wang zusammen! Also wird die früher geplante gemeinsame Jangtsefahrt doch noch Wirklichkeit. Die achtstündige Autobusfahrt durch den reichsten Teil des roten Beckens vergeht Tom wie im Fluge. Er brennt vor Erwartung. Ob sein Freund wirklich in Tschungking sein wird? Wang muß sofort nach Eintreffen des Telegramms von Schanghai abgefahren sein. Stromaufwärts benötigen die Dampfer 12 bis 14 Tage, um den 2300 Kilometer langen Wasserweg zurückzulegen. Wie der Ritt zurück durch Osttibet steht auch die Flußfahrt unter einem guten Stern. In Tschungking scheint die Sonne, trotzdem nach den Wetterregeln um diese Jahreszeit Nebel und Regen vorherrschen müßten, und Wang ist bereits den Tag vorher angekommen. Er hat die heilgebliebenen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die von 1939 bis 1945 Kriegshauptstadt Chinas war und von japanischen Fliegerbomben schwer mitgenommen wurde, schon aufgesucht und kann Tom nun wieder ein Führer sein.

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Viel Zeit haben sie nicht, gleich am nächsten Morgen soll es weitergehen. Flußabwärts fahren Dampfer nur zweimal wöchentlich, und Tom möchte nicht noch eine halbe Woche warten, bevor er auf dem Dampfer ein gründliches Bad nehmen kann. Das Großartigste an Tschungking ist seine einzigartige Lage. Die "Metropole am oberen Jangtse", die während des Krieges eine Millionenstadt war, liegt auf einer hohen

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